Und morgen ein neuer Tag

von Claire Alexander

"Und morgen ein neuer Tag" von Claire Alexander | Buchcover | Buchblog der Buchleserin

Was auch immer passiert, du bist nicht allein.

Seit mehr als drei Jahren hat Meredith ihr Haus nicht verlassen. Über das Warum – über das, was vor 1.214 Tagen geschah – spricht sie mit niemandem. Denn eigentlich ist doch alles in Ordnung: Sie arbeitet erfolgreich von zu Hause, bruncht am Küchentisch mit ihrer besten Freundin, liest in ihrem gemütlichen Ohrensessel und kocht Pasta Puttanesca. Aber dann tritt Tom in ihr Leben, und Meredith muss zugeben, dass sie nicht so glücklich ist wie sie vorgibt. Doch gerade als sie beginnt, sich Tom zu öffnen, holt ihre Vergangenheit sie schlagartig ein. Und Meredith begreift: Um wirklich zu leben, braucht es viel mehr als einen Schritt vor die Haustür …

Auszug des Klappentexts

Ein wichtiges Thema im Fokus: Eine bewegende Story, die völlig anders verläuft als erwartet.

Ein paar Worte vorweg

Das Buch „Und morgen ein neuer Tag“ fiel mir in der Buchhandlung quasi vor die Füße, natürlich nur bildlich gesprochen.
Das Buchcover hat bei mir definitiv seine eigene Wirkung entfaltet – vermutlich anders, als vom Grafikdesigner geplant. Die Optik hat mich persönlich völlig verwirrt. Es erinnerte mich an die Impressionisten – alles etwas unscharf, verschwommen. Man muss sich Zeit nehmen, um die Bildaussage zu verstehen. Dann las ich den Klappentext. Und zack: Meine Neugierde war geweckt.

Ein Hinweis vorab, bevor Missverständnisse aufkommen: Obwohl das Buch als Frauenroman vermarktet wird, ist es keineswegs ein gängiger Liebesroman.

Worum es geht

Meredith ist Mitte 30, Single und lebt zurückgezogen mit ihrem Kater Fred in einem kleinen Haus in Glasgow. Dabei ist „zurückgezogen“ eine schmeichelnde Untertreibung, denn seit über 3 Jahren hat sie ihr Zuhause nicht verlassen. Gar nicht. Also nie.
Ihre kompletten Einkäufe lässt sie sich liefern, gearbeitet wird vom Homeoffice aus, Arzttermine finden virtuell statt, und zur moralischen Unterstützung bekommt sie regelmäßig Besuch von ihrer besten Freundin Sadie und deren Kids. Ansonsten führt sie ein relativ normales, unspektakuläres Leben und ist zufrieden dabei. Direkt fragte ich mich: Was ist passiert?

Doch eines Tages tritt Tom in ihr Leben. Er ist einfach nur da – als Freund -, hört zu, trinkt mit ihr Unmengen von Tee, und wenn die Situation es verlangt, schweigt er gemeinsam mit ihr beim Puzzeln. Gelingt ihm das schier Unmögliche, Meredith aus der selbstauferlegten Isolation zu befreien? Und will sie das überhaupt?

Vielschichtig und berührend

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, der Gegenwart und der Vergangenheit. Aufgrund eines traumatischen Erlebnisses hat sich Meredith vollständig von der Außenwelt zurückgezogen, wird von Ängsten, Selbstzweifeln, Panikattacken und Depressionen gequält.

Die schottische Autorin schreibt derart detailliert und intensiv über die jeweilige emotionale Lage der Protagonistin, dass sich direkt die Vermutung der Verarbeitung eigener Erfahrungen anschließt, oder die einer sehr guten Recherche zu dieser Thematik.

Die Handlung wechselt zwischen dem Vorher und dem Nachher, und so tauchte ich tiefer in Merediths düstere Kindheit und ihre Gedankenwelt ein. Ein ständiges Hin und Her zwischen den verschiedensten Emotionen ließ mich mitfühlen und mitfiebern.

Nun könnte man meinen, dass das alles andere als vergnügliche und packende Literatur ist. Deshalb bin in der Tat selbst von dem Werk und seiner Wirkung auf mich überrascht, denn ich konnte es kaum aus der Hand legen, obwohl der Ort der Rahmenhandlung sehr begrenzt ist.
Was mich am meisten fasziniert hat, ist, wie die Autorin es geschafft hat, zwischen all der Hässlichkeit der Depressionen und Panikattacken dieser Geschichte eine positive Note zu verleihen. Es liegt hauptsächlich an den wunderbar gezeichneten Figuren, den Beschreibungen der Emotionen. So ist dieses anrührende Buch vielschichtig, durchdrungen von subtiler Spannung, Freude, Traurigkeit, Mut und Wut, Hoffnung und dem „sich selbst aus dem Sumpf ziehen“, als inspirierende Reise der Selbstfindung und des persönlichen Wachstums.

Die Autorin beherrscht einen flüssigen und bildhaften Schreibstil, der es schwer macht, das Buch beiseitezulegen. Die Bilder bleiben noch lange im Gedächtnis.

Mein Fazit

Der Roman „Und morgen ein neuer Tag“ hat die Optik eines Liebesromans, und wer mit dieser Erwartung zum Buch greift, wird enttäuscht werden.
Dazu wird das Buch als „Frauenroman“ beworben, und ich vermute, dass die meisten Lesenden Frauen sein werden. Was ich schade finde, denn der Roman beleuchtet die Vielschichtigkeit von Depression und Panikattacken einfühlsam, ohne den Zeigefinger zu erheben. Es räumt mit Vorurteilen auf und zeigt, wie man sich gegen diese Krankheiten und weitere Rückschläge im Leben wehren kann. Gleichzeitig betont es, dass es völlig in Ordnung ist, wenn man nicht viele Freunde hat und gut mit sich allein klarkommt.

Dieser Roman beeindruckt, und seine Geschichte hallt noch lange nach, lange nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat.

Darauf trinke ich jetzt einen Tee, empfehle dieses Buch gern, und wird es mal wieder Zeit, um beim Puzzeln zu entspannen. 😊

Meine Bewertung

5-Sterne-Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN:978-3-442-49433-0
Sprache:Deutsch
AusgabeTaschenbuch
Seitenzahl448
VerlagGoldmann
Erscheinungsdatum:20.04.2023

Eine emotionale Reise zurück ins Leben

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert