Das Lavendelzimmer
von Nina George
Ein Roman über die Macht der Bücher, die Liebe und die Freundschaft
Er weiß genau, welches Buch welche Krankheit der Seele lindert: Auf seinem Bücher-Schiff, der »literarischen Apotheke«, verkauft der Pariser Buchhändler Jean Perdu Romane wie Medizin fürs Leben. Nur sich selbst weiß er nicht zu heilen, seit jener Nacht vor 21 Jahren, als die schöne Provenzalin Manon ging, während er schlief. Sie ließ nichts zurück außer einem Brief – den Perdu nie zu lesen wagte. Bis zu diesem Sommer. Dem Sommer, der alles verändert und Monsieur Perdu aus der kleinen Rue Montagnard auf eine Reise in die Erinnerung führt, in das Herz der Provence und zurück ins Leben.
Auszug des Klappentexts
Eine unerwartete Reise in die Vergangenheit – starker Start, doch dann verliert das Schiff an Fahrt
Warum dieses Buch?
Wie schon öfter erwähnt, lese und bespreche ich auch gern Bücher, die schon vor einigen Jahren veröffentlicht wurden. „Das Lavendelzimmer“ von Nina George hätte es wahrscheinlich nicht auf meinen Bücherstapel geschafft, wenn mir nicht ihr aktuelleres Werk „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ im Buchladen in die Finger geraten wäre. Letzteres stellt die Fortsetzung des „Lavendelzimmers“ dar. So war klar, dass ich auch dieses Buch als Vorgeschichte lesen musste.
An dieser Stelle gleich ein Wort zum Titel und zum Buchcover: Auch wenn ich romantische Geschichten (genauso wie Krimis) liebe, die in der Provence spielen, wegen des guten Essens und der schönen Landschaft, hätte ich wegen der Optik hier nicht zugegriffen. Erwartet hätte ich aufgrund der Covergestaltung einen Liebesroman, der in Südfrankreich spielt, und kein literarisches Roadmovie dreier Männer.
Nach dem Lesen des Romans sehe ich mich bestätigt, denn das titelgebende Lavendelzimmer stellt nur eine Randnotiz dar, und der abgebildete lilafarbene Blütenzweig liefert zwar die Assoziation zur Provence, ist mir jedoch bezogen auf die Geschichte, in dem ein Schiff voller Bücher eine Hauptrolle spielt, zu allgemein.
Monsieur Perdus unerwartete Reise
Erst der Klappentext verspricht mehr: die ungewöhnliche Reise des literaturvernarrten Jean Perdu, Anfang fünfzig, der auf seinem Bücherschiff Romane an seine Kunden verkauft wie ein Apotheker die passende Medizin. Er selbst schleppt eine scheinbar unheilbare Wunde mit sich herum, seit seine große Liebe ihn vor über zwanzig Jahren verließ und nur ein Brief von ihr zurückblieb. Er hat ihn nie gelesen. Erst die Begegnung mit Catherine verhilft ihm zum Aufbruch zur Reise in den Süden Frankreichs, wo sich vor langer Zeit sein Leben so drastisch wandelte. Auf seinem Weg mit dem Bücherschiff begleitet ihn der junge und etwas nerdige Schriftsteller Max Jordan, der einen Bestseller gelandet hat und mit dem Erfolg nicht recht klarkommt. Und es kommt zu zahlreichen Begegnungen mit den Menschen entlang der Kanäle und Flüsse, Bekannten wie Unbekannten. Am Ende muss sich Monsieur Perdu einigen Fragen und schließlich seiner Vergangenheit stellen.
Die Sache mit der Sprache
Die Autorin versteht gewiss ihr Handwerk, kreiert auf der einen Seite wunderbare Gesprächssituationen zwischen den Charakteren und verschafft uns Einsicht in die Seele der gebeutelten Seele von Jean Perdu. Auch die anderen Figuren kommen nicht zu kurz. Besonders ans Herz gewachsen ist mir der schrullige Sidekick Max Jordan, der für Perdu immer eine wichtige Stütze ist und ihm auch mal verbal die Stirn bietet.
Auf der anderen Seite sieht man in farbenfrohen, plastischen Bildern die französische Landschaft an sich vorbeiziehen und krempelt irgendwann die Ärmel hoch, wenn die provenzalische Sommersonne die Wärme durch die Kajütenfenster drückt. Man bekommt direkt Lust auf eine sommerliche Reise entlang der beschaulichen Kanäle Frankreichs. Lust auf die genussvoll zelebrierte Kochkunst von Cuneo und auf einen gefühlvollen Tango mitten im Nirgendwo. Hach…
Trotzdem ist die Sprache dieses Romans für meine Begriffe etwas zu dick aufgetragen. Ich erkenne den literarischen und in Teilen philosophischen Anspruch, der sich in den zahlreichen Dialogen widerspiegelt, und doch versinkt die Message hinter Bergen von Adjektiven, teils überflüssig, redundant und manchmal sogar unpassend. Da hätte einiges gestrichen werden können, ohne der Qualität des Textes zu schaden.
Gegen Ende gerät die Beschreibung an manchen Stellen noch mehr in ausufernde Wortgebilde, wo die Autorin mir zu sehr ins Schwulstige abdriftet. Eine innige Szene zwischen zwei Liebenden ist dermaßen verklausuliert geschrieben, dass ich ihr das Emotionale und Anregende überhaupt nicht abnehmen konnte. Die Szene gipfelt mit dem folgenden Satz, der mein Urteil hoffentlich halbwegs erklärt: „Und sie taten einander alles langsam.“ Hä?
So muss ich leider berichten, dass die anfängliche Begeisterung für den etwas anderen Roadtrip bei ca. der Hälfte des Romans für mich verlorenging. Mit jedem Kapitel wogen die beschriebenen „Unzulänglichkeiten“ immer schwerer, und der Zauber verflüchtigte sich mit jeder Seite, die umgeschlagen wurde.
Mein Fazit
Die Ausgangssituation des Romans „Das Lavendelzimmer“ ist ganz wunderbar: Ein Büchernarr hat für jedes Problem seiner Kunden eine wirksame Arznei in Form eines Romans parat. Ein paar skurrile Charaktere bereichern den Plot. Was leicht und locker beginnt, entwickelt sich vor allem gegen Ende zu einer Art Seelenstriptease. Perdus Gefühlswelt wird eindringlich und nachvollziehbar geschildert, und man leidet mit ihm und freut sich über die schönen Dinge, die ihm widerfahren. Ein wenig erinnerte mich dieser an Dramatik gewinnende Handlungsverlauf an den Film „Auf der Suche nach einem Freund für das Ende der Welt“, auch wenn das Szenario dort ein … anderes ist.
Der Roman „Das Lavendelzimmer“ landet dennoch nicht auf meiner ewigen Bestenliste. Dazu wurde sprachlich zu viel gewollt und nicht gekonnt. Die schöne Geschichte ist da, aber verblasst leider hinter den aufgeplusterten Wortbergen.
Ich hoffe auf das Sequel „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“, darüber werde hier ausführlich berichten, aber erstmal gönne ich mir und Perdu eine Pause.
Meine Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN: | 978-3-426-509977-7 |
Sprache: | Deutsch |
Ausgabe | Taschenbuch |
Seitenzahl | 384 |
Verlag | Knaur |
Erscheinungsdatum: | 01.04.2014 |
Ein literarischer Roadtrip dreier ungleicher Männer
Liebe Doreen,
erstmal muss ich mic entschuldigen, wegen den vielen Schreibfehlern, aber gestern war nicht sooo mein Tag. irgendwie war ich sehr unkonzentriert.
Das ist schön das wir die gleichen oder ähnlichen Ansichten haben, das findet sich echt zu wenig. Das war aber auch schon früher so. Ich blogge ja schon seit 21 Jahre, und vor 15 Jahre habe ich mit Buchrezensionen angefangen. Und auch schon da, war ich die Einzigen die eben auch ältere Bücher gerne gelesen und auch vorgestellt habe. Und das möchte ich auch weiter so halten, auch in meinem neuen Blog.
Hm, leider hab ich da meist eine ganz andere Erfahrung gemacht von wegen Vielfalt. Eben weil hauptsächlich die neuen und gehypten Bücher vorgestellt werden. Und heute kommt ja noch dazu, das man auch als Rezensent oft und gerne auf den „Woken“ Zug aufspring. Ich hoffe das wird sich aber bald mal ändern. Denn wie du sagst, auch die älteren Bücher haben noch immer Beachtung verdient. Sie sind ja nicht schlechter geworden nur weil neue Bücher den Markt überschwemmen. Wobei, man hört es ja immer wieder das Bücher gecancelt werden oder umgeschrieben weil es sich nicht mehr gehört. Vielfalt ist halt nur in eine Richtung etwas tolles.
Sorry, jetzt hab ich ein neues Thema aufgemacht.
Liebe Grüsse
Alexandra
Liebe Alexandra,
über das Thema Bücher und Vielfalt, Trends usw. lässt sich wirklich vortrefflich diskutieren. Lange habe ich nur rezensiert und dann wollte ich mehr sagen können. Ein Blog ist die beste Möglichkeit im Netz aktiv zu sein, auch wenn man sich der Kritik aussetzt. Lesen ist eines der schönsten Hobbies und es ist toll, dass wir es gemeinsam pflegen und darüber berichten.
Herzliche Grüße
Liebe Doreen,
also bei mir auf alle Fälle 😉
Klar lese ich auch mal zwischendurch was „neues“ aber auch da, versuche ich es etwas später zu lesen, einfach weil das Netz dann immer sehr überflutet ist und die Leute dann vielleicht gar nicht mehr bock auf eine weitere Rezi haben. Und ja, es gibt so viele tolle Bücher, die nie wirklich Beachtung finden, weil sie in der Flut der Neuerscheinungen untergehen. Die Bücherwelt ist sehr schnelllebig, da hat’s keinen Platz für alte Werke. Wie auch, wenn man bedenkt wie viele neue Bücher im Jahr erscheinen. Eine Buchhandlung müsste rieeeeeeeesig sein. darum freut es mich immer wenn jemand sich, wie ich, eben auch den älteren Büchern und Schätze zeit widmet und vorstellt. bei den neuen Werken ist es halt oft so das es wirklich das aufspringen auf einen bestimmten Zug ist, der oder die Autor/In greift grade ein sehr aktuelles Thema auf, wie das ja beim Thema Vampire oder auch BDSM war. Die Bücher wurden und werden sehr gepuscht, egal wie gut oder schlecht sie sind. Also sehr komerziel. Es traut sich kaum jemand mehr was aus der Reihe zu tanzen und einfach sein Ding durch zu ziehen. Oder man ist halt opportunistisch und bedient grade ein das was vermeintlich „IN“ ist oder „WOKE“.
Darum find ich es schön, deinen Blog und dich gefunden zu haben.
Liebe Grüsse
Alexandra
Ach liebe Alexandra,
deinen Kommentar zu lesen, hat mich richtig glücklich gemacht! Dankeschön!!!
Es freut mich, dass du meinen Blog magst, regelmäßig reinliest und dich mit mir austauschst. Aber vor allem gefällt mir, dass du eine echte Buchliebhaberin bist mit einem riesigen Herzen für ältere Werke. Alles was du angemerkt hast, deckt sich mit meinen Gedanken und Empfindungen.
Wir Bücherschwestern halten im Netz die Fahne hoch für die literarische Vielfalt, für frisch gedruckte und ältere Geschichten. Denn darum geht es doch bei dem schönsten Hobby der Welt, ums Entdecken neuer Welten, ums Eintauchen in die Gedanken der Protagonisten usw.
Liebe Grüße
Liebe Doreen,
ich find es toll das du auch nicht so druck frische Bücher vorstellst, das sieht man wirklich viel u wenig, find ich, darum lese ich ja auch sehr gerne ältere Exemplare und stelle die bei mir vor.
Schade, erst dachte ich, wow, ein Buch für mich, aber dein Fazit kann ich nachvollziehen und ich mag es auch nicht wenn etwas zu sehr gewollt ist, das bremst einfach aus und nervt. Obwohl ich Bücher über Bücher so gerne mag, muss ich mir jetzt auch nicht jedes antun. Danke aber fürs vorstellen und ich bin dann auf den 2. Teil gespannt. Aber ja, lass dir Zeit.
Liebe grüsse und bis bald.
Alexandra
Liebe Alexandra,
es ist schön zu lesen, dass ich mit meiner Bücherauswahl richtig liege. Grundsätzlich versuche ich meine Auswahl unabhängig von den aktuellen Bestsellerlisten und den gehypten Werken zu gestalten, denn es gibt so viele tolle Geschichten, welche mehr Beachtung finden sollten. Tatsächlich ist es eher so, dass die Bestseller-Werke mich gar nicht so sehr beeindrucken, aber die etwas unbekannteren Werke mich abholen. Es freut mich, dass auch du diese Leidenschaft für ältere Bücher teilst.
Liebe Grüße