Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse

von Anna Helford

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse von Anna Helford | Buchcover | Buchblog der Buchleserin

Vom Mut, sich der Vergangenheit zu stellen – die Geschichte der Frühlingsschwester

Von den vier Schwestern der Familie Season ist Spring die Unangepasste und Rebellische. Schon als Teenager ist sie aus der Familie ausgebrochen, um ihr glück in London zu machen. Doch lange weiß sie nichts mit sich und ihrem Leben anzufangen und gerät in schlechte Kreise. Wegen Drogenmissbrauch zu Sozialstunden verdonnert, beginnt sie als Haushaltshilfe bei der achtzigjährigen Sophia Fowler. Wider Erwarten freundet sie sich mit der alten Dame an und erfährt von deren tragischen Schicksal. Und plötzlich hat Spring doch einen Plan …

Auszug des Klappentexts

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse: Der Auftakt mit Fehlzündung

Ein paar Zeilen vorab

Der Roman „SEASON SISTERS – Frühlingsgeheimnisse“ stellt den Auftakt eines neuen Schwestern-Vierteilers dar.
Anna Helford ist ein Pseudonym, dahinter soll sich die Hagener Autorin Indra Janorschke verbergen.
Deren Homepage verrät zwar aktuell nichts darüber, aber man kann dort immerhin erfahren, dass sie u. a. Theater-Schauspielerin ist und bereits unter einem weiteren Pseudonym Romane verfasste, deren Setting alte Häuser beinhalten, könnte also passen.

Worum geht es

Eine Verurteilung zu Sozialstunden führt Spring als Haushaltshilfe in die einst herrschaftliche Wohnung der achtzigjähren Sophia Fowler. Die beiden Damen könnten nicht gegensätzlicher sein. Spring schlägt sich gerade so durchs Leben, das geprägt ist von ihrer traumatischen Kindheit und den falschen Freunden.
Sophia Fowler hingegen entstammt ursprünglich den sogenannten besseren Kreisen. Davon sieht man allerdings nicht mehr viel: Die Wohnung ist ordentlich, aber längst abgewohnt, kalt und viel zu groß für eine alte Lady. Allein ihre Einstellungen, das Handeln und die guten Manieren zeugen noch vom einstigen Leben in der gehobenen Gesellschaft.
Wider Erwarten helfen Spring gerade die von Sophia gesetzten Regeln und Grenzen zurück auf den richtigen Weg. Die beiden ungleichen Frauen verbindet bald nicht nur liebevolle Zuneigung, sondern eine echte Freundschaft. Ihre Gespräche führen zu der Erkenntnis, dass sie aus der gleichen Gegend stammen, und so begeben sie sich auf eine gemeinsame Reise in ihre alte Heimat, um sich den Dämonen ihrer Vergangenheiten zu stellen.

Eine Idee mit Potenzial

Ich muss zugeben, dass das Cover des Romans „SEASONS SISTERS – Frühlingsgeheimnisse“ mich zuerst zögern ließ. Natürlich ist es gelungen, wunderhübsch gestaltet, und das Buch selbst verfügt über eine ganz besondere Haptik. Alles in allem sehr ansprechend, doch man erkennt sofort eine Tendenz zum Genre der Geschichte. Sollte ich das Buch wirklich lesen?
Der Klappentext überzeugte mich vollends: Eine junge, unangepasste Rebellin trifft auf eine Seniorin der gehobenen Gesellschaft.
Das birgt reichlich Potenzial für hitzig geführte Diskussionen, spannendes Aufeinanderprallen der gesellschaftlichen Konventionen und verspricht ein Wechselspiel zwischen den Generationen. Ergänzt um eine Geschichte aus der Vergangenheit, einige dramatische Familiengeheimnisse, eine fein akzentuierte Liebesgeschichte, und fertig ist ein Roman, der die Nacht zum Tage macht. Das klingt doch spannend. Oder?

Der Schreibstil und so weiter

Zu Beginn hat mich das Buch „SEASON SISTERS – Frühlingsgeheimnisse“ wirklich gepackt, das Spiel mit den Generationen war reizvoll und durchaus unterhaltsam.
Schnell mehrten sich die Hinweise auf die dramatischen Geschehnisse der Vergangenheit dieser zwei so gegensätzlichen Ladies, und das machte neugierig auf mehr.

Erzählt wird die Geschichte um die Frühlingsschwester in zwei Zeitebenen. Der Epilog entführt den Lesenden direkt ins 19. Jahrhundert, und es wird schnell klar, dass die Ereignisse der damaligen Zeit bis in die Gegenwart nachwirken werden.

Der Schreibstil ist als flüssig einzustufen, und es gibt immer wieder Phasen, welche von echter Spannung geprägt sind. Diesem Sog folgt viel zu schnell die Ernüchterung, die Spannung verpufft zusehends mit jedem Absatz, und die Erzählung rutscht stetig mehr in seichte Gewässer ab. Zwischenzeitlich fühlte ich mich an die berühmten Herzschmerzwohlfühlfilme des zweiten Programms vom Sonntagabend erinnert. Bitte nicht falsch verstehen, die Filme haben ihre Daseinsberechtigung und eine treue Anhängerschaft, nur ich gehöre nicht dazu. Genau das könnte mein “Problem“ mit dem Buch „SEASON SISTERS – Frühlingsgeheimnisse“ erklären.

Außerdem bin ich ein bekennender Anhänger facettenreicher Protagonisten, diese müssen nicht immer die Helden der Handlung sein, nein, viel wichtiger ist mir, dass die Charaktere sympathisch sind und dabei gern den einen oder anderen Fehler mit sich tragen. In dieser Geschichte hatte ich die Hoffnung, dass die Frühlingsschwester diesen Part übernimmt. Meine Erwartungen erfüllten sich leider nicht. Zu schnell wurde Spring in das Schema „nettes Mädchen von nebenan“ gepresst und verlor sämtliche unangepassten, rebellischen Züge.

Generell hatten alle Protagonisten durchweg das gleiche Schicksal: Verdammt zu einem blassen und konturlosen Dasein innerhalb einer netten Geschichte.
Beim Lesen verspürte ich eine deutliche Distanz zu den Figuren, sodass ich keine einzelne in mein Herz schließen konnte. Diese unüberwindliche Distanz verhinderte, dass ich mit den Figuren mitfiebern konnte. Selbst die Szenen voller romantischer Liebe konnten mich emotional nicht erreichen, es fehlte durchweg das gewisse Etwas. Die Prise des magischen Zaubers des geschriebenen Wortes, welcher die bunten Bilder im Kopf entstehen lässt. Ein komplettes und begeistertes Eintauchen in die ideenreiche Geschichte blieb mir dadurch verwehrt, und so war ich zum Zuschauen degradiert. Wirklich schade.

Am meisten störten mich neben der Tatsache, dass Spring im Fortschreiten des Plots lediglich eine Art Nebencharakter darstellte, die sehr einfach gehaltenen und vorhersehbaren Handlungsstränge.
Wenn irgendwas passiert ist oder entschieden werden musste, wurde es mit einem Hauch Dramatik angekündigt, nur um sich zwei Sätze weiter in Wohlgefallen aufzulösen. Und damit der Letzte auch noch die Auflösung verstand, wurde fast in erklärender Form über das Warum oder Wieso geschrieben. Puuh … Ganz ehrlich, ich mag es gar nicht, wenn krampfhaft alle Fragen beantwortet werden müssen. Das nimmt mir das Vergnügen, selbst meine Phantasie schweifen zu lassen und ggf. noch länger über das Gelesene nachzusinnen. Im Gegenteil: Es lässt mich GÄHNEN.

Mein Fazit

Der Auftakt „SEASON SISTERS – Frühlingsgeheimnisse“ des Schwestern-Vierteilers ist ein nettes Buch für Zwischendurch. Es plätschert dahin, wie ein netter Popsong im Radio. Der stört auch nicht beim Bügeln.
Die Autorin hat viele kreative Handlungsideen in diesem Buch verarbeitet und hat dabei den Fokus fürs Wesentliche aus den Augen verloren. Ich denke, dass sie es besser kann und hoffe, dass die weiteren Teile der Reihe ausdrucksstärker, packender und vor allem deutlich tiefgründiger sein werden.
Für mich persönlich endet das Jahr der Schwestern im Frühling, aber das ist eh meine liebste Jahreszeit.

Meine Bewertung

2-Sterne-Bewertung der Buchleserin
Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN:978-3-423-22045-3
Sprache:Deutsch
AusgabeTaschenbuch
Seitenzahl432
Verlagdtv Verlagsgesellschaft
Erscheinungsdatum:15.02.2024

Die Frühlingsschwester: Auftakt mit Schwächen

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