Der Stillstand
von Jonathan Lethem
Entdecke eine Welt im Chaos
»Dieses Buch bietet alle Freuden eines Lethem-Romans, die Klugheit, die tollen Dialoge und den trockenen Humor.« New York Times
Der Stillstand kam plötzlich. Autos, Waffen, Computer und Flugzeuge funktionierten nicht mehr und schon war die Gesellschaft im Eimer. Seitdem lebt Journeyman zurückgezogen mit seiner Schwester Maddy auf einem Bio-Bauernhof in Maine. Was ziemlich okay ist, bis sein alter Bekannter Todbaume mit einem irren Atom-Gefährt auftaucht. Plötzlich ist die schöne Idylle in Gefahr, und es liegt an Journeyman, Todbaume aufzuhalten.
Hochamüsant und äußerst gegenwärtig – ein kluger Roman über die Happy Few und die Geschichten, die sie sich über die Welt erzählen, um ihren kleinen Frieden zu schützen.
Auszug des Klappentexts
Tauche ein in die neue Welt: Ein postapokalyptischer Roman
Der Roman „Der Stillstand“ ist ein neuerliches Beispiel dafür, dass in der Gestaltung des Buchcovers eine enorme Macht liegt. Ein gelungenes Cover muss nicht zwingend ein kreatives und visuelles Meisterwerk sein. Viel wichtiger ist mir, dass die passende Buchaussage getroffen wurde, und das Publikum von der Optik angesprochen wird.
Der Buchdeckel des Romans „Der Stillstand“ zeigt: Eine Wiese mit einer kleinen Holzhütte vor blauem Grund. Über dem beleuchteten Hüttchen hängt eine einzelne Regenwolke.
Und zack, bei mir hat die Ansprache funktioniert. Der Klappentext des Romans „Der Stillstand“ verspricht mir das, was ich an Büchern so liebe: Klugheit, tolle Dialoge und trockenen Humor! Los geht’s …
Apokalypse mal anders
Irgendwann in der näheren Zukunft hören mit einem Mal alle technischen Geräte auf zu funktionieren, der Stillstand ist eingetreten: Autos, Telefone, Internet, Industrie. Die Menschheit wird zurückgeworfen in eine vorindustrielle Zeit. In dieser Welt hat sich auf einer Halbinsel in den Vereinigten Staaten eine Gruppe von Menschen mit der Situation arrangiert. Jeder übernimmt wichtige Aufgaben, die das Zusammen- und Überleben der Gemeinschaft sichern. Journeyman, die Hauptfigur in John Lethems Roman, ist Teil dieser Gemeinde, hilft in der Metzgerei aus und ist zuständig für die Lieferung von Lebensmitteln. Auch seine Schwester Maddy ist hier heimisch geworden.
Die Idylle wird gestört, als Journeymans Collegefreund und ehemaliger Geschäftspartner Todbaume mit einem monströsen, atombetriebenen Gefährt namens „Blue Streak“ auf der Halbinsel auftaucht. Die beiden haben vor dem Stillstand gemeinsam Drehbücher entwickelt. Todbaume ist immer noch der wortgewandte Draufgänger, der schon bald die Dorfgemeinschaft mit Geschichten über seine Reise quer durchs postapokalyptische Amerika für sich einnimmt. Nur Journeyman und Maddy, die ebenfalls keine guten Erinnerungen an den Eindringling hat, ahnen, dass mit seinem Auftauchen Unheil droht.
Der Autor
Jonathan Lethem ist kein Unbekannter in der Literaturszene. Nach einigen Kurzgeschichten erlangte er seit Mitte der Neunziger Bekanntheit mit Romanen, die teilweise in fiktiven Welten spielen, auch mit Thrillern und Dramen. Sein 2005 erschienener Roman „Motherless Brooklyn“ wurde von Edward Norton verfilmt, der neben Bruce Willis, Willem Defoe und Alec Baldwin auch im Film mitwirkte. Lethem unterrichtet am Pomona College in Kalifornien kreatives Schreiben.
Lauter Fremde
Der Autor schreibt flüssig und schafft es durchaus, mich als Leserin ins Buch zu ziehen. Die skizzierte Welt nach dem Versagen aller Technik ist von der Idee her reizvoll, und die im Buch gewählte Szenerie untermalt den Zusammenbruch der Gesellschaft sehr gut. Da sind mehrere Charaktere, die dieses gewisse Maß an Skurrilität mitbringen, die ich aufgrund des Klappentextes und des Covers erwartet habe.
Ihre Zahl nimmt während der ersten Buchhälfte stark zu, und ihre Eigenheiten bleiben dann insgesamt bei fast allen zu blass, als dass ich mich im Nachhinein noch für eine Figur uneingeschränkt begeistern könnte. Unübersichtlich wird es nicht, und die Beschreibung der Bewohner der Halbinsel und ihrer Handlungen ist sicher nicht bloß ein oberflächlicher Bericht. Allerdings wurde ich mit keinem richtig warm, auch nicht mit den Hauptpersonen. Allein der Antagonist Todbaume sticht aus dem Einerlei hervor, auch wenn er gegen Ende der Story wahnsinnig nervt. Das gehört wohl auch zu seiner Rolle.
So viele Fragen
Das Gefühl der Distanz zu den Figuren stellte sich bei mir auch bei der Geschichte ein. Auch wenn, wie oben beschrieben, die Welt nach dem Stillstand ganz ordentlich beschrieben wird, so bleibt doch vieles im Dunkeln. Sicher müssen nicht immer alle Fragen beantwortet werden. Die Ursachen des Stillstands sind auch nicht zentrales Thema des Romans „Der Stillstand“, vielmehr die Auswirkungen auf die kleine Gemeinschaft rund um Journeyman und Maddy.
Dennoch sind die Umstände in Summe zu vage, als dass die Handlung fesseln könnte. Wieso ist Maddys Hass auf Todbaume so gewaltig? Was verbirgt sich in dem Buch des Ausgestoßenen Kormentz, das Journeyman am Ende an sich nimmt? Wieso sind die Kordonisten, die eine Art erpresserische Schutzmacht darstellen und alle paar Tage auftauchen, so inkonsequent in ihrem Handeln? Und was soll am Ende dieser Akt mit dem Leuchtturm?
Kein roter Faden
Das Buch lässt mich ratlos zurück. Schreiben kann Jonathan Lethem. Manchmal entgleitet ihm der handwerkliche rote Faden und er wirft mit sehr ungewöhnlichen Wörtern um sich, die wirklich ungebräuchlich sind und den Lesefluss stören. Dann bringt er wieder brillante Metaphern zu Papier („… der Morgen glitzerte“). Ich bin hin und her gerissen.
In der Summe ist mir im Roman „Der Stillstand“ zu vieles zu schwammig und nicht bis zum Ende ausgearbeitet. Die Grundidee hätte so viel Potenzial für ein mit skurrilem Humor gewürztes Endzeit-Drama gehabt, mit ausreichend Platz für philosophische Betrachtungen, Spannung und ein furioses Finale. Das wurde leider verschenkt. Mein Eindruck ist, dass der Autor mal eben eine Reihe von Gedanken in Form einer Geschichte niederschreiben wollte, ohne den Leser dabei wirklich im Blick zu haben. Wirklich schade.
Meine Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN: | 978-3-608-50242-8 |
Sprache: | Deutsch |
Ausgabe | Gebundenes Buch |
Seitenzahl | 328 Seiten |
Verlag | Tropen |
Erscheinungsdatum: | 17.02.2024 |
Ein gewagter Ausblick in die Zukunft …