Totholz
von Andreas Föhr
Eine Leiche im Wald, eine verschwundene Zeugin und eine antike Kanone
Leo Kreuthner ist außer sich: Da wagt es doch jemand, ihm bei der Schwarzbrennerei Konkurrenz zu machen – und der Konkurrent ist auch noch eine Frau! Das muss sofort unterbunden werden – wenn nötig auch mithilfe einer alten Kanone aus dem 18. Jahrhundert …
Auszug des Klappentexts
Währenddessen führt eine nicht ganz freiwillige Zeugenaussage Kommissar Wallner zu einer im Wald vergrabenen Leiche. Keiner weiß, wer der Tote ist, und es wird auch niemand vermisst. Kurz darauf ist auch noch die Zeugin wie vom Erdboden verschluckt, doch eine erste Spur führt zu zwei abgelegenen Anwesen. Die Vernehmung der eigenbrötlerischen Bewohner gestaltet sich skurril bis schwierig, und Wallner ahnt bald, dass alle Beteiligten dunkle Geheimnisse hüten. Aber wer hat etwas mit der Leiche im Wald zu tun?
Ein packender Regio-Krimi gespickt mit schwarzem Humor – perfekt für Fans des Genres
Ein paar Worte vorweg
Mit »Totholz« von Andreas Föhr bespreche ich einen waschechten bayrischen Kriminalroman. Dieses Buch ist bereits der 11. Band aus der Krimi-Reihe um die gegensätzlichen Ermittler Clemens Wallner und Leonhardt Kreuthner.
Für mich war es hingegen die erste Begegnung mit den illustren Gesellen, da ich eigentlich einen großen Bogen um die beliebten Regio-Krimis mache. Als besonderen Vorsatz für dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, öfter meine literarische Komfortzone zu verlassen und zu entdecken, was jenseits meiner gewohnten Lesevorlieben noch geboten wird. Dieser Roman zählt zu den Werken „von außerhalb“. Los geht’s …
Tatort Schreibtisch
Der 1959 geborene Andreas Föhr studierte zunächst Rechtswissenschaften und wechselte nach einigen Jahren der anwaltlichen Tätigkeit ins kreative Fach. Und dies äußerst erfolgreich: Der Drehbuchautor (u. a. »Tatort«, »Ein Fall für Zwei«, »Der Bulle von Tölz«) und Schriftsteller gehört zu den bekanntesten deutschen Krimiautoren mit Schwerpunkt auf die bayrische Region.
Bekannt wurde er durch seine Krimireihe um die Kult-Ermittler Wallner und Kreuthner, die im oberbayerischen Mangfalltal ermitteln. Mit feinem Gespür für Sprache, Spannung und Humor verknüpft Föhr regionale Atmosphäre mit raffiniert konstruierten Fällen. Seine Bücher sind regelmäßig auf den Bestsellerlisten zu finden. 2009 erschien mit »Der Prinzessinnenmörder« der erste Teil um die eigenwilligen Ermittler, und mit »Totholz« ist der elfte Band der beliebten Reihe erschienen.
Mörderische Idylle
Der Regio-Krimi beginnt direkt skurril: Drei schräge Typen, eine Kanone und …. Im oberbayerischen Mangfalltal werden die Ärgernisse eben auf die eigene Art gelöst. 😊
Und wie man direkt vermutet, läuft einiges anders als geplant. Schlussendlich wird im Wald eine männliche Leiche ausgegraben, aber niemand wird vermisst – und schnell wird dem Ermittlerteam klar: Es war kein Unfall.
Polizeiobermeister Kreuthner pflegt seine eigenen Ermittlungsmethoden und ist dazu oft zur falschen Zeit am falschen Ort. Sein Kollege hingegen, Kriminalkommissar Wallner, sieht sich mit einem rätselhaften Fall konfrontiert, in dem auch noch die wichtigste Zeugin plötzlich spurlos verschwindet. Während die Ermittlungen immer weitere Kreise ziehen, eröffnen sich nach und nach mehr Abgründe, die mehr mit den Menschen der Region zu tun haben als zunächst vermutet.
Spontane Entscheidung
Wie eingangs erwähnt, sind Regionalkrimis eigentlich nicht mein Fall. Doch im Buchladen entdeckte ich dieses Buch und griff spontan zu – und das nur, weil auf der Rückseite ein Auszug aus einer Rezension stand, in dem der Autor als „Ausnahmeerscheinung“ bezeichnet wurde und es hieß, man könne seine Bücher blind kaufen. Na ja, das musste ich direkt ausprobieren. 😉
Schräge Typen, starke Szenen
Andreas Föhr schreibt klar, pointiert und mit einer gelungenen Mischung aus Spannung und trockenem, bisweilen schwarzem Humor. Sein Schreibstil ist zugänglich, ohne oberflächlich zu wirken – Dialoge wirken lebendig, Beschreibungen präzise, aber nie allzu ausschweifend. Besonders unterhaltsam ist das sprachliche Wechselspiel, wenn er ins Lokalkolorit abschweift, damit schenkt er auch ernsten Szenen die notwendige Portion Leichtigkeit.
Seine Figuren sind ein echtes Highlight: Allen voran das ungleiche Ermittlerduo Wallner und Kreuthner. Während Wallner als gewissenhafter, ruhiger Pol agiert, sorgt Kreuthner mit seinen eigenwilligen Methoden und schrulligen Ideen immer wieder für skurrile Wendungen – ohne zur Karikatur zu verkommen. Auch Nebenfiguren sind unterhaltsam, authentisch und tragen zur gelungenen Atmosphäre bei.
Das bayerische Mangfalltal bildet nicht nur die Kulisse für seine Geschichten, sondern trägt die Handlung spürbar mit. Föhr versteht es, regionale Eigenheiten und Tonfall geschickt miteinander zu verweben, ohne allzu sehr die Klischeeschublade zu bedienen. Das erzeugte regionale Flair schafft ein lebendiges Bild, das sowohl Fans verzwickter Kriminalfälle als auch Liebhaber*innen gut erzählter Regio-Krimis anspricht.
»Totholz«verbindet bayerisches Lokalkolorit mit spannendem Krimi-Handwerk und lebt von der Dynamik zwischen den ungleichen, bisweilen eigenwilligen Ermittlern. Im echten Leben würde diese Form der Polizeiarbeit vermutlich kaum funktionieren – auch wenn die eingestreuten rechtlichen Aspekte durchaus Hand und Fuß haben. Am Ende hat Föhr eine äußerst unterhaltsame, temporeiche und zugleich scharfsinnige Kriminalgeschichte entworfen und sie mit einer ordentlichen Prise schwarzem Humor gewürzt.
Besonders hervorheben möchte ich, dass ich die Vorgängerbände nicht kenne und dennoch problemlos in die Geschichte eintauchen und den Protagonisten folgen konnte.
Mein Fazit
Den Regio-Krimi »Totholz« von Andreas Föhr habe ich förmlich verschlungen. Dabei hat er mich bestens unterhalten und ich bin erstaunt, dass diese Geschichten um die Ermittler Wallner & Kreuthner noch nicht verfilmt worden sind.
Meine Bewertung

Hinweis: Keine bezahlte Werbung.
Coverabbildung: © Knaur Verlag, verwendet im Rahmen der Buchbesprechung | Rezension
| ISBN: | 978-3-426-22668-1 |
| Sprache: | Deutsch |
| Ausgabe | Taschenbuch |
| Seitenzahl | 384 |
| Verlag | Knaur |
| Erscheinungsdatum: | 03.06.2024 |
Spannung trifft auf Lokalkolorit – ein Regio-Krimi

