Der EXIT-Komplex

von Günter Schuler

»Der EXIT-Komplex« von Günter Schuler - Buchcover | Buchblog der Buchleserin

Was passiert mit einer Gesellschaft, die ihre Menschlichkeit einfriert?

Deutschland, Ende der 2020er-Jahre: Das EXIT-Programm verspricht Sicherheit und Ordnung – um den Preis der menschlichen Freiheit. Gesellschaftliche „Problemfälle“ werden eingefroren, um sie in einer kontrollierten Zukunft wieder aufzutauen. Doch was geschieht mit denen, die das nicht wollen?

Claudia Kopinski und Theo Schröder gelingt die Flucht nach Paris: Claudia versucht, ein unauffälliges Leben als Angestellte in einer Buchhandlung in Clichy zu führen. Doch die Angst, entdeckt zu werden, begleitet sie jeden Tag. Theo hingegen versinkt im kriminellen Milieu von Montmartre, wo ihn neue Gefahren erwarten, und er lernt, dass die Grenzen zwischen Überleben und Moral fließend sind.

Doch plötzlich mischen sich die Karten neu. Unterschiedliche Akteure verbünden sich gegen das EXIT-Programm. Gemeinsam wagen sie das Unmögliche: den Kampf gegen ein System, das perfekt scheint – und doch tödliche Schwachstellen hat. Während sich die Ereignisse auf einen explosiven Höhepunkt zubewegen, müssen Claudia und Theo nicht nur um ihre Freiheit, sondern auch um ihre Menschlichkeit kämpfen. Denn das EXIT-Programm zu Fall zu bringen, fordert Opfer – und die Ungewissheit, wer am Ende noch an ihrer Seite stehen wird.

Auszug des Klappentexts

Ein packender Thriller über Flucht, Verrat und den Mut zum Widerstand

Bevor es losgeht …

Der Autor des Thrillers »Der EXIT-Komplex« Günter Schuler hat mir sein Werk persönlich als Rezensionsexemplar angeboten. Schon lange hatte ich keinen Thriller mehr gelesen, der in Deutschland spielt, und war entsprechend neugierig, wie ein solcher die oft vergessenen Maßstäbe von Moral und Menschlichkeit wieder ins Zentrum rückt und diese sich in diesem thematischen Umfeld und Genre entfalten.

Über den Autor

Günter Schuler, Jahrgang 1955, stammt aus dem Saarland und lebt heute in Frankfurt am Main. Nach den Jugendjahren im Hunsrückvorland zog er später nach Saarbrücken, und sein beruflicher Weg führte ihn in die Medienwelt: Als Fachjournalist und Mediengestalter befasste er sich viele Jahre mit Themen wie Typografie, Bildbearbeitung und visueller Kommunikation.

Auch literarisch ist Schuler kein Unbekannter – bereits 1992 veröffentlichte er seinen ersten Krimi »Das Glück kommt immer erst am Schluss«. Mit »Der EXIT-Komplex« wendet er sich nun erneut dem Spannungsroman zu. Dabei interessiert ihn weniger der klassische Whodunit als vielmehr die Frage, wie Moral, Anstand und gesellschaftliche Verantwortung literarisch verhandelt werden können.

Im Sog des Systems

Deutschland, Ende der 2020er-Jahre: Das sogenannte EXIT-Programm verspricht Ordnung und Entlastung – allerdings zu einem hohen Preis. Menschen, die als gesellschaftlich nicht mehr tragbar gelten, sollen mithilfe eines Einfrierverfahrens aus dem aktiven Leben entfernt und zu einem späteren Zeitpunkt reaktiviert werden. Die Maßnahme ist politisch höchst umstritten, medial aufgeladen und ethisch fragwürdig, doch die Umsetzung längst im vollen Gange.

Claudia Kopinski und Theo Schröder geraten beide aus unterschiedlichen Gründen ins Visier des Systems, doch ihnen gelingt gemeinsam die Flucht. Über Umwege landen sie in Paris und hoffen, dauerhaft untertauchen zu können. Während Claudia versucht, sich ein unauffälliges Leben als Angestellte einer Buchhandlung aufzubauen, gerät Theo zunehmend in das kriminelle Milieu der Stadt.
Obwohl viele Kilometer und eine Landesgrenze sie augenscheinlich schützen, bleibt das EXIT-Programm immer präsent: sei es durch andere Geflüchtete, durch europäische Nachrichtendienste oder durch die zunehmende mediale Aufmerksamkeit, welche das Projekt auf sich zieht.

So kreuzen sich inmitten der französischen Hauptstadt die Wege unterschiedlicher Akteure: ehemalige Exilierte, Journalisten mit investigativen Absichten, dubiose Geschäftsleute, Geheimdienste mit eigenen Interessen. Während die öffentliche Erzählung rund um das EXIT-Programm in Deutschland deutliche Risse bekommt, spitzen sich die Ereignisse stetig zu. Und je weiter die Recherchen, Überwachungsmaßnahmen und persönlichen Verstrickungen voranschreiten, desto deutlicher wird: Das System ist längst mehr als ein technisches Verfahren. Es ist ein politischer Komplex geworden, in dem Wahrheit, Macht und individuelle Freiheit zur Verhandlungsmasse geworden sind.

In dieser Gemengelage müssen sich Kopinski und Schröder nicht nur vor der Entdeckung schützen, sondern sich auch die Frage stellen, wie lange ein Leben in der Zwischenzone überhaupt möglich ist, und ob es einen Weg zurück in die Selbstbestimmung gibt.

Wie erzählt wird

Günter Schuler verfasste seinen ungewöhnlichen Thriller »Der EXIT-Komplex« in einer klaren und präzisen Sprache und kommt gänzlich ohne überflüssige Ausschmückungen aus. Sein Schreibstil ist zugänglich, zugleich aber tiefgründig genug, um komplexe gesellschaftliche und moralische Fragestellungen zu vermitteln. Er legt Wert auf eine intensive Stimmung und baut Spannung vor allem durch den psychologischen Druck auf seine Figuren auf. Dabei wechselt er geschickt zwischen unterschiedlichen Perspektiven, was dem Leser ein facettenreiches Bild der Handlung und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gibt.

Schulers Figuren sind keine eindimensionalen Helden oder Schurken, sondern vielschichtige Menschen mit Stärken und Schwächen, die in ihrem Umfeld auf die Probe gestellt werden. Die Protagonisten tragen persönliche Konflikte und innere Widersprüche mit sich, die sie authentisch und greifbar machen. Ihre Entwicklung ist eng mit den politischen und gesellschaftlichen Themen des Romans verknüpft, sodass die Charaktere nicht nur Handlungstreiber, sondern auch Spiegel für die moralischen Dilemmata der Geschichte sind.

Mit »Der EXIT-Komplex« entwarf Schuler einen gesellschaftlich brisanten Thriller, der tief in die Abgründe politischer Manipulation und menschlicher Gewissenskonflikte führt. Im Mittelpunkt stehen seine Figuren, die in ein undurchsichtiges Netz aus Kontrolle, Verrat und Widerstand geraten. Während sie versuchen, der Wahrheit näherzukommen, stellt sich die Frage: Wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen, um seine Freiheit zu bewahren – oder das System zu Fall zu bringen?

Mein Resümee

Der Thriller »Der EXIT-Komplex« Günter Schuler lag thematisch außerhalb meiner üblichen Lektüre – und hat mich sofort gepackt. In kürzester Zeit hatte ich das Buch ausgelesen. Er verknüpft gekonnt persönliche Dramatik mit aktuellen gesellschaftlichen Spannungen und legt einen fesselnden Roman vor, der nicht nur unterhält, sondern auch moralische Fragen aufwirft, die nachhallen. Für mich präsentiert er sich als Autor mit feinem Gespür für gesellschaftliche Bruchlinien, und er schuf ein Buch, das zugleich packend ist und nachdenklich macht.

Meine Bewertung

5-Sterne-Bewertung
Hinweis: Werbung - Rezensionsexemplar | Vielen Dank an den Autor für das Leseexemplar!
Coverabbildung: © Autor, verwendet im Rahmen der Buchbesprechung
ISBN:978-3-8192-4958-7
Sprache:Deutsch
AusgabeTaschenbuch
Seitenzahl354
VerlagBoD – Books on Demand
Erscheinungsdatum:11.06.2025
Fediverse-Reaktionen

Spannung trifft Gesellschaftskritik

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