Blutfürst – Äonengrab

von Maika Sonntag

»Blutfürst - Äonengrab« von Maika Sonntag - Buchcover | Buchblog der Buchleserin

Düstere Vampir-Urban-Fantasy im viktorianischen London

London 1890. Der angesehene Geschäftsmann Lord Crawford genießt ein privilegiertes Leben. Er gehört zur Elite einer Vampirgemeinschaft, die schon seit Jahrhunderten im Verborgenen die Geschicke des mächtigen britischen Weltreiches lenkt. Doch seine Stellung und sein Leben geraten unerwartet in Gefahr, als er längst vergessene Geheimnisse des uralten Vampirs Enki erfährt.

Welche finstere Bedrohung bannten die ersten Vampire vor Jahrtausenden in das Äonengrab, und wieso weiß heute niemand mehr um ihre Existenz?

Die Suche nach Antworten wird zu einem Wettlauf mit der Zeit, der über das Schicksal der Welt entscheiden könnte.

Auszug des Klappentexts

Dunkle Machenschaften, uralte Blutlinien und ein Vampirmythos abseits des Mainstreams – ein atmosphärisches Debüt

Ein paar Worte vorweg

Als mir die Autorin ihr Werk »Blutfürst – Äonengrab«im Frühsommer als Rezensionsexemplar anbot, war ich zunächst skeptisch. Vampirgeschichten? Damit kriegt man mich normalerweise nicht. Zu viel Klischee, zu viel Romantastic. Doch dann fiel der Satz: „Eine ungewöhnliche Vampirgeschichte – gegen den Mainstream, ohne romantischen Kitsch.“ Das klang anders. Und genau das hat meine Neugier geweckt.

Über die Frau hinter den Seiten

Viel lässt sich über Maika Sonntag nicht herausfinden – aber ein paar spannende Details gibt es doch. Sie wurde 1985 in Berlin geboren und wuchs mit der boomenden Rollenspielszene auf – ganz gleich ob digital am PC oder analog am Tisch mit Pen & Paper. Hier konnte sie Charaktere erschaffen, Abenteuer erleben und ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Dass sie auch selbst gern in fesselnde Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln eintaucht, versteht sich fast von selbst. Die Mischung aus aktiver Rollenspielerin, Begeisterung für historische Stoffe und eine Leidenschaft für Mythen und Legenden bildet die Grundlage für ihren Debütroman.

Im Jahr 2025 erschien schließlich »Blutfürst – Äonengrab«, der erste Band der Reihe um Lord Crawford – und ein vielversprechender Einstieg in eine ungewöhnliche Vampirsaga.

Worum es geht

»Blutfürst – Äonengrab« entführt die Leser in das viktorianische London des späten 19. Jahrhunderts – eine Welt, die auf den ersten Blick vertraut wirkt, unter deren Oberfläche jedoch eine alte Ordnung herrscht: die Gesellschaft der Vampire.

Im Zentrum der Handlung steht Lord Crawford, ein Mitglied dieser verborgenen Elite. Als kultivierter Aristokrat lebt er zwischen den Welten – einerseits in der menschlichen Gesellschaft mit ihren politischen und sozialen Zwängen, andererseits in der jahrhundertealten Ordnung der Vampire, deren Regeln nicht minder streng sind.

Crawfords scheinbar geregeltes Dasein gerät ins Wanken, als ihn immer wieder Visionen heimsuchen: Bruchstücke einer Vergangenheit, die nicht seine eigene zu sein scheint – oder doch? Immer wieder taucht ein mysteriöser Name auf: Enki. Wer oder was sich hinter dieser Gestalt verbirgt, bleibt zunächst unklar.

Je tiefer Crawford in seine Nachforschungen eintaucht, desto mehr beginnt sich das Fundament seiner Realität zu verschieben. Bald muss er erkennen, dass nicht nur sein eigenes Schicksal mit diesen Rätseln verbunden ist – sondern auch das Gleichgewicht einer ganzen Weltordnung.

Dunkle Schatten: Atmosphäre und Weltenbau

Für ihr Debüt »Blutfürst – Äonengrab« hat Maika Sonntag eine Geschichte mit dichter Atmosphäre und vielen Details geschaffen. Die Schauplätze und die erdachte Welt sind umfassend ausgearbeitet, und die historischen sowie mythologischen Elemente wurden geschickt miteinander verwoben. In Dialogen und Beschreibungen beweist sie ein feines Gespür für Stimmungen.

Dennoch habe ich oft die emotionale Intensität vermisst – es gibt zahlreiche Szenen, in denen ich mir gewünscht hätte, stärker mitgerissen oder berührt zu werden. Beim Lesen drängte sich mir regelmäßig der Gedanke „Show, don’t tell“ auf. Ich hätte mir gewünscht, dass die Gefühle nicht nur beschrieben, sondern durch stärkere innere Monologe oder die Ausgestaltung der Situationen unmittelbar spürbar werden – also direkt aus den Charakteren heraus fühlbar. Ich weiß, dass es eine hohe Kunst ist, mit Worten Emotionen zu erzeugen, doch dieser an sich starken Geschichte hätte das ungemein gutgetan.

Die Figuren sind insgesamt gut gestaltet. Jeder bringt eigene Geschichten, Motive, (Macht-)Interessen und persönliche Konflikte mit. Dies verleiht dem Miteinander eine gewisse Dynamik, hält die Story interessant und gibt dem Fortgang einen glaubwürdigen Rahmen. Besonders gelungen ist die Hauptfigur Lord Crawford – er wächst an seinen inneren Widersprüchen und Aufgaben; seine Visionen und die Suche nach Wahrheit treiben seine persönliche Entwicklung voran.

Auch die Nebencharaktere seines Haushalts – Rowan Thorne, Holly Banes und  Arley Johns – sowie der junge Constable Jake Ross wurden mit interessanten Geschichten, charakterlichen Zügen mit Potenzial und klaren Aufgaben ausgestattet. Auch bei ihnen ist im Verlauf eine zarte Weiterentwicklung spürbar.

Doch ein großes Aber bleibt: An keine der Figuren konnte ich mich wirklich „anhängen“, um mit ihnen mitzufiebern oder mitzufühlen. Auch hier liegt das Problem in der fehlenden emotionalen Tiefe, die die Charaktere etwas oberflächlich wirken lässt, da innere Konflikte oder emotionale Tiefpunkte meist nur angedeutet statt wirklich ausgearbeitet und spürbar gemacht werden.

Eine Geschichte mit Biss

Die Grundidee des Romans »Blutfürst – Äonengrab« ist vielversprechend: versteckte vampirische Eliten, uralte Geheimnisse und ein vergessener Ort („Äonengrab“) bieten Stoff für Spannung und Mystik. Die Welt, die Maika Sonntag aufbaut – im viktorianischen London, mit Vampiren, Ghulen und alten Legenden – ist glaubwürdig und zieht in ihren Bann. Es gibt Handlungsstränge, die sich verzweigen, und Perspektivwechsel, die dazu beitragen, dass das Bild komplexer wird.
Dennoch ist das Buch für mich kein „Pageturner“ im Sinne von: ich konnte nicht mehr aufhören. Es gibt spannende Passagen, Cliffhanger oder interessante Wendungen, aber auch Abschnitte, in denen das Tempo nachlässt oder inhaltliche Exkurse stattfinden, die vom emotionalen „Mitfühlen“ ablenken.

Ich bin jedoch absolut überzeugt, dass der zweite Band der Reihe vermutlich viel näher an einen echten Pageturner herankommt. Denn das viele Erklären und Einführen in die erdachte Welt und deren Lager entfällt dann, und die Autorin kann sich voll und ganz auf ihre Figuren sowie das machtvolle Ränkespiel zwischen Vampiren und Menschen konzentrieren.

Dieses Mal ist mir die Klassifizierung besonders schwergefallen. Ich habe das ausgelesene Buch daher erst einmal ein paar Tage liegen lassen und bewusst nicht sofort besprochen.
Die Grundidee der Geschichte ist stark, die Handlung vielschichtig, und es steckt viel Potenzial für eine packende Fortsetzung darin. Doch durch die dichte Erzählweise, die stellenweise Geduld erforderte, und meine Rolle als eher passive Beobachterin fehlte mir die Nähe zu den Figuren. Das hätte sie für mich greifbarer gemacht und ihre inneren Konflikte spürbarer werden lassen. So wirkte das Geschehen manchmal distanziert, obwohl inhaltlich viel passierte.

Grundsätzlich mache ich keinen Unterschied zwischen Selfpublishing-Autor*innenund verlagsgebundenen Schriftsteller*innen – ich beurteile alle Bücher nach denselben Maßstäben. Einfach deshalb, weil ich authentisch bleiben und mein persönliches Lesegefühl ehrlich widerspiegeln möchte.

Mein Fazit

Insgesamt hat mich Maika Sonntag mit ihrem Erstlingswerk »Blutfürst – Äonengrab« überzeugt: Die kreative Idee, die düstere Atmosphäre und die Welt an sich sind sehr gelungen. Was meine Begeisterung jedoch abschwächt, ist die fehlende emotionale Tiefe – zu oft fühlte ich mich als Beobachter, wo ich doch so gern vollständig eingetaucht und mit den Protagonisten durch die Seiten geflogen wäre.

Besonders gefallen hat mir, wie historische Details sich nahtlos mit fantastischen Elementen verweben und der Vampirmythos auf erfrischende Weise neu interpretiert wird.
Wer Dark Fantasy mit politischem Ränkespiel, Intrigen, philosophischen Fragen nach Identität und Macht sowie einer düsteren Atmosphäre sucht, wird in »Blutfürst – Äonengrab« fündig.

Ach ja, und ich für meinen Teil hoffe, dass ich mit meiner Vermutung zum zweiten Band der Reihe richtig liege. 😊

Meine Bewertung

3-Sterne-Bewertung der Buchleserin
Hinweis: Unbezahlte Werbung - Rezensionsexemplar | Vielen lieben Dank an die Autorin für das Leseexemplar!
Coverabbildung: © Autorin/Verlag Sonntagsbücher, verwendet im Rahmen der Buchbesprechung
ISBN:978-3-00-078697-6
Sprache:Deutsch
AusgabeTaschenbuch
Seitenzahl738
Verlagsonntagsbuecher
Erscheinungsdatum:13.05.2025

Vampir-Urban-Fantasy abseits des Mainstreams

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