Secondhand – mehr als nur ein Trend
Funktioniert auch bei Büchern

Secondhand beim Bücherkauf
Mehr als genug
Es ist längst kein Geheimnis mehr: Auf unserem Planeten existieren Bekleidungsartikel im Überfluss. Aktuell ist so viel Kleidung im Umlauf, dass damit die nächsten sechs Generationen problemlos ausgestattet werden könnten. Krass, aber leider wahr – und die Textilindustrie produziert ungebremst weiter und befeuert den Überfluss. Mehr lesen.
Doch nicht nur in der Modebranche zeigt sich dieses Übermaß – auch in anderen Bereichen des Konsums lohnt sich ein zweiter Blick. Wie steht es zum Beispiel um meine geliebten Bücher?
Zuviel des Guten?
Laut einer Aufstellung des Börsenvereins wurden im Jahr 2014 gigantische 73.863 Erstauflagen und zusammen mit den Neuauflagen sogar 87.134 neue Bücher auf dem Markt gezählt.
Im Laufe der Jahre gingen die Zahlen leicht zurück, sodass zehn Jahre später »lediglich« 67.467 Neuerscheinungen registriert wurden – davon 60.230 Erstauflagen, und das allein in Deutschland. Mehr lesen.
Nach meinem Empfinden sind das gigantische Zahlen. Vor allem, wenn man überlegt, wie viele Bücher insgesamt allein nur in Deutschland im Umlauf sind.
Weil ich mir kein wirkliches Bild davon machen konnte, habe ich diese Frage einer KI gestellt.
Diese hat angesetzt, dass ein durchschnittlicher deutscher Haushalt laut Umfragen etwa 100 bis 200 Bücher besitzt. Nimmt man rund 40 Millionen Haushalte, wären das 4 bis 8 Milliarden Bücher im Privatbesitz. Dazu kommen Bücher in Bibliotheken, Buchhandlungen, Antiquariaten, Schulen, Archiven usw., sodass man sagen kann, dass in Deutschland mehrere Milliarden Bücher im Umlauf sein dürften – mit einer Vielfalt von über 10 Millionen unterschiedlichen Titeln.
Ob das Ergebnis korrekt ist, lässt sich nur vermuten – schließlich gibt es in Deutschland auch Haushalte, in denen weniger als 50 Bücher zu finden sind. Und ich kenne sogar einige Menschen, die gar kein einziges Buch zu Hause haben. Für eine ausgemachte Vielleserin wie mich ist das zwar unvorstellbar, aber leider wahr.
Trotzdem verdeutlichen die Zahlen der KI-Berechnung das enorme Ausmaß. Betrachtet man diese Zahlen unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten, muss man erkennen, dass der Kauf von Secondhand-Büchern eine sinnvolle Alternative zum Neukauf darstellt.
Für jeden Lesenden ist das Konzept von »Secondhand bei Büchern« demnach mehr als ein Geldbeutel schonender und platzsparender Aspekt. Denn in Anbetracht der stetigen Verknappung der Ressourcen suchen die Bürger*innen nach weiteren Möglichkeiten, um ihren Beitrag zu leisten. Selbst wenn es nur kleine und augenscheinlich unbedeutende Schritte sind, sind es auf die Masse der Bücher immens wichtige Schritte.
Bereits in einem meiner ersten Beiträge »Neues Zuhause gesucht« habe ich mir meine Gedanken über das Thema gemacht, und es bleibt weiterhin brandaktuell.
Kreative Lösungen
Immer wieder höre ich von Menschen, dass sie gelesene Bücher wegwerfen, und jedes Mal schockieren mich diese Äußerungen aufs Neue. Ich verstehe zwar, dass man nicht jedes gelesene Buch aufheben kann oder möchte. Aber es gleich wegwerfen? Doch genau das passiert, bei uns und weltweit.
Bereits 2018 habe ich von der ungewöhnlichsten Bibliothek der Welt gelesen. Im Stadtteil Cankaya in Ankara haben die Müllmänner ein fantastisches Projekt auf die Beine gestellt: Eine Bibliothek aus weggeworfenen Büchern. Inzwischen gibt es auch eine rollende Bibliothek – in einem umgebauten Müllwagen. Das sind die Berichte, die mir das Herz erwärmen. Mehr lesen.
Nun ist nicht jeder ein Bibliothekslesender oder gehört eventuell zur Kategorie der Buch-Hamsterer, so wie ich, einfach weil man sich nicht trennen kann. Doch irgendwann kommt auch bei mir der Moment, und ich muss der Tatsache ins Auge sehen: Der verfügbare Platz für all meine Schätze ist einfach zu knapp. Nichts geht mehr.
Dann kann man die Bücher verschenken, spenden oder zurück in den Kreislauf geben. Es gibt zahlreiche bekannte Plattformen, aber oftmals sind die Bücher zu alt und nur noch wenige Cent-Beträge wert oder werden gar nicht angekauft. Das schmerzt den Buchliebhaber.
Immer wieder beschäftige ich mich mit den Möglichkeiten, mein liebstes Hobby etwas umweltverträglicher zu gestalten. Auf das Lesen kann ich nicht verzichten. »Ein Leben ohne Bücher …« – ihr wisst schon. Also was sind die Alternativen?
Lies mal anders
Vor einiger Zeit wurde ich auf die Online-Buchhändler-Plattform Bookbot aufmerksam. Nach eigener Aussage möchten die Betreiber den Büchern ein zweites Leben geben. Sie vor dem Verstauben in den Regalen oder dem unwürdigen Abgang über den Papierkorb retten. Klingt gut. Oder?
Nun fragen sich einige Leser*innen vielleicht gerade: Noch ein Online-Portal? Taugt das was?
Deshalb habe ich es direkt ausprobiert und werde von meinen Erfahrungen – als Käuferin und Verkäuferin – berichten.
Das Kaufen ist schnell erklärt: Am Anfang des Prozesses steht die Bücherauswahl.
Beim Finden der nächsten großartigen Geschichte helfen zahlreiche Filterfunktionen wie Genre, Autoren, Verlage, Sprachen, Titel, Erscheinungsjahr, Zustand, Preis usw. Hat man seine Bücher gefunden, legt man sie in den Warenkorb und kann den Kauf abschließen. Hierbei werden verschiedene Zahlungsoptionen angeboten.
Ist der Kauf abgeschlossen, heißt es, entspannt zurücklehnen und aufs Buchpaket freuen. Alternativ kann die Ware in den ausgewählten Partnerbuchläden direkt abholt werden.
Genau hier liegt ein entscheidender Mehrwert der Plattform – bei den Partnerbuchläden. Dort kann man seine gekauften Bücher einfach abholen oder die verkauften Bücher abgeben. Das spart Versandkosten, Ressourcen und verkürzt die Wartezeit. Allerdings geht das nur, wenn man in Berlin oder dem näheren Umland wohnt.
Will man Bücher verkaufen, fotografiert man den Buchrücken der Publikationen, aber nur auf einem einzigen Foto. D. h. die Exemplare nebeneinander aufreihen, ein Foto machen und per Mail an Bookbot senden. Jetzt muss man warten, innerhalb von max. 24 Stunden gibt es die Rückmeldung (bei mir ging es deutlich schneller), ob die Bücher angekauft werden.
Hast du eine Zusage, erfolgt der Versand mit DHL, GLS, oder man gibt es in den Partnerbuchläden ab. Nach dem Verkauf wird der Erlös (60% vom Verkaufserlös abzgl. 1,19 € Bearbeitungspauschale) dem Benutzerkonto (Bearbeitungsdauer ca. 14 Tage) gutgeschrieben. Das Guthaben ist der Grundstock für die nächsten Secondhand-Buchkäufe aus dem Sortiment von Bookbot.
Pro und Contra
Bei der Betrachtung der Vor- und Nachteile liegen die großen Player wie Rebuy oder Momox dahingehend vorn, dass man direkt den finalen Verkaufspreis erfährt und nach Einsendung die Auszahlung des Verkaufserlös erfolgt.
Allerdings verkaufen sich nur aktuelle Bücher gut. Ist dein Buch hingegen etwas älter, d. h., liegt die Veröffentlichung ca. 1 Jahr zurück, werden nur geringe Summen – häufig im niedrigen Cent-Bereich – für die Bücher angeboten.
Schaut man zeitgleich, was diese Bücher beim Kauf auf der Plattform kosten würden, sieht man, dass diese Abweichung der Preisspanne gigantisch ist. Natürlich muss man die Kosten für Logistik und Verarbeitungsprozesse mitberücksichtigen, aber dennoch ist der Preisunterschied schon erschreckend, sodass ich öfters von einem Verkauf abgesehen und lieber gleich gespendet oder verschenkt habe.
Ebenfalls als Nachteil könnte die Tatsache gewertet werden, dass man bei Bookbot am unternehmerischen Risiko beteiligt wird, d. h. man erfährt erst die Höhe des Verkaufspreises nach dem tatsächlichen Verkauf des Buches und erhält auch erst dann den Erlös. Das bedeutet im Umkehrschluss, entpuppt sich ein Buch als Ladenhüter, gibt’s nichts.
Bei Bookbot erhält man eine Gutschrift auf sein Kundenkonto, was wiederum dazu verführt, dass man eher Secondhand-Bücher kauft. Eine gute Sache, wie ich finde.
Zurück zu meinen Verkaufserfahrungen: Stand heute haben die von mir eingesendeten Bücher noch kein neues Zuhause gefunden. Für mich heißt es, noch warten, bis die erste Gutschrift kommt. 😊
Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, welchen Weg man gehen möchte. Mir gefällt bei Bookbot besonders das Partnerbuchladen-Modell, und ich würde mich freuen, wenn es in jeder Großstadt in Deutschland mindestens eine Filiale gäbe.
Mein Fazit
Wie bei so vielen Dingen im Leben kommt es auch hier auf die richtige Mischung an. Natürlich werde ich weiterhin meinen Buchhändler des Vertrauens aufsuchen – und ihn mit meinen Buchkäufen glücklich machen.
Gleichzeitig werde ich den Ansatz »Secondhand bei Büchern« aktiv weiterverfolgen: regelmäßig aus zweiter Hand kaufen – und auch verkaufen.

Secondhand beim Buchkauf – eine nachhaltige Alternative