Black Forest

von Wolfgang Schorlau

Black Forest von Wolfgang Schorlau - Buchcover | Buchblog der Buchleserin

Denglers elfter Fall

Auf einem Felsvorsprung unterhalb des Feldbergs liegt eine Leiche. Seit Tagen unbemerkt im Schutz des Waldes.

Georg Dengler ist in den Schwarzwald, in das Dorf seiner Kindheit gekommen. Seine Mutter sieht nachts Gestalten auf dem Hof, und er macht sich Sorgen: Wird sie dement? Als er am Abend Schatten in der alten Werkstatt seines Vaters bemerkt, zweifelt er an seinem Verstand. Auf dem Weg zu Karola Müllerschön, Denglers früherer Jugendliebe und inzwischen Heilpraktikerin seiner Mutter, wird auf die beiden ein Mordanschlag verübt. Gilt der Angriff ihm? Oder hat es mit ihrem wertlosen Grundstück auf dem Feldberg zu tun, auf dem ein Projektentwickler ein Windrad bauen will? Plötzlich sind Dengler, seine Mutter und sein Sohn Jakob mittendrin im Kampf um die Energiewende. Dengler erkennt, dass seine Mutter mächtige und gefährliche Feinde hat. Feinde, die auch vor Mord nicht zurückschrecken.

Auszug des Klappentexts

Ein Krimiautor rückt den Klimawandel in den Fokus – gut gedacht, aber mit leichten Schwächen

Wer ist Wolfgang Schorlau?

Der Name des Autors Wolfgang Schorlau war mir bis vor kurzem noch kein Begriff. Nun ist er mir im Rahmen einer Wahlveranstaltung der Grünen zum ersten Mal begegnet. Sein aktueller Kriminalroman »Black Forest« beinhaltet den Kampf um den Ausbau der Windenergie und passte so thematisch hervorragend in die Veranstaltung. Wolfgang Schorlau las an dem Abend aus seinem Roman und zog die Zuhörenden mit teils düsteren, teils humorvollen Passagen in seinen Bann.

Besonders in der Region Stuttgart erfreuen sich seine Krimis großer Beliebtheit. „Black Forest« ist inzwischen der elfte Fall für Privatdetektiv Georg Dengler, der erste Roman der Reihe erschien bereits im Jahr 2005. In den einzelnen Büchern rund um den ehemaligen BKA-Zielfahnder Dengler geht es stets nicht nur um einen trivialen Kriminalfall. Schorlau webt bevorzugt aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen, Ereignisse und Probleme in die Handlung ein. So wie nun in »Black Forest«. Den Krimi habe ich an diesem Abend nach der Lesung direkt gekauft – natürlich mit Signierung. 😊

Familienbesuch im Schwarzwald

Da ich die Vorgängerromane rund um den Privatermittler Georg Dengler nicht kenne, hatte ich zunächst Sorge, ob ich in seine »Welt« rund um sein Wirkungsfeld im Stuttgarter Bohnenviertel ohne Weiteres hineinfinde. Das war einfacher als gedacht, vermutlich liegt es daran, dass die Handlung im Schwarzwald am Ort von Denglers Kindheit spielt und so in einer auch für die Krimireihe neuen Umgebung. Man muss die anderen Romane nicht gelesen haben, um in »Black Forest« Anschluss zu finden. Es gibt einzelne anekdotische Verweise auf die früheren Werke, für das Verständnis des vorliegenden Romans sind diese aber nicht wichtig.

Auf die Handlung möchte ich nicht tiefer eingehen. Der Klappentext, der für meine Begriffe etwas zu umfangreich und detailliert geraten ist, fasst diese recht gut zusammen. Man ahnt, dass sich rund um den Denglerhof in Altglashütte und den Feldberg ein politisches Intrigenspiel entspinnt, in das skrupellose Akteure mit knallharten wirtschaftlichen Interessen, von Idealen geleitete Umweltaktivisten und die Menschen in der Region im Besonderen verwickelt sind.

Krimi oder Heimatroman?

Dass es sich um einen Kriminalfall handelt, erfahren wir bereits im ersten Kapitel, in dem eine Wölfin die im Klappentext genannte Leiche im Wald entdeckt. Danach dauert es eine Weile, bis der Kriminalfall wieder in den Fokus rückt. Denglers Rückkehr ins Heimatdorf breitet der Autor bildreich vor uns aus, die Gebäude des Denglerhofs, innen wie außen, die Landschaften … hier wurde es für mich, die einen packenden Krimi erwartete, unerwartet zäh. Seitenweise las ich über die Einrichtung der guten Stube und der Küche, den Heuboden, die Scheune. Leider folgten auch in späteren Kapiteln solche epischen Breiten, über die ich dann teilweise sehr schnell hinwegflog.

Gewöhnungsbedürftig war auch zunächst der wörtlich wiedergegebene alemannische Dialekt, den Denglers Mutter Margret spricht. Alemannisch ist dem Schwäbischen recht ähnlich (ich hoffe, die Bewohner der jeweiligen Regionen haben nichts gegen den Vergleich), so dass ich zumindest nach 25 Jahren als „Reigeschmeckte“ (Zugezogene) im Stuttgarter Großraum mit Margrets Aussprache keine Probleme hatte. Wolfgang Schorlau hat nach eigener Aussage den Roman norddeutschen Freunden zur Probe gegeben, und diese konnten der alten Dame ebenfalls folgen. Manchen mag das anders gehen. Die Frage, die bleibt: Warum spricht ausschließlich Margret Dengler den Dialekt und sonst niemand dort in Altglashütte?

Gut recherchiert

Auch in »Black Forest« packt Wolfgang Schorlau ein heißes politisches Eisen an und scheut sich nicht, tiefer in der Vergangenheit seiner Protagonisten zu graben. Es geht zurück bis in die Zeit der Nationalsozialisten, die in Peenemünde die V2 entwickelten. Fakten zum Klimawandel und den Gegenmaßnahmen verpackt Wolfgang Schorlau in Dialoge zwischen Denglers Sohn Jakob und dessen Oma Margret. Die Motivationen der verschiedenen Gegenspieler und Interessengruppen spiegeln wohl in nennenswerten Teilen die Wirklichkeit wider und verleihen dem Inhalt zusätzlich Brisanz.

Mein Eindruck

Puh, wo fange ich an?

Ich bin Fan sowohl von klassischen Krimis wie auch von Öko-Thrillern. Klimaschutz ist wichtiger denn je, auch hier in Süddeutschland werden die Sommer immer heißer und trockener und der Winter findet nicht mehr statt. Bücher, die den Klimawandel zum Thema haben, finden sich regelmäßig auf meiner Leseliste, und da es so aktuell ist, sind Bücher dazu nicht schwer zu finden. »CO2 – Welt ohne Morgen« von Tom Roth sticht aus der Menge guter Bücher dabei heraus.

Dass nun Wolfgang Schorlau als renommierter Krimiautor sich dem Thema widmet, finde ich großartig, weil er es damit einer noch größeren Leserschaft nahebringt. Außerdem verortet er die Handlung nicht auf einem fernen Kontinent, sondern im Schwarzwald, und macht die Problematik dadurch noch greifbarer. Alles vor der Haustür.

Die akribische Recherchearbeit verleiht der enthaltenen Botschaft die wichtige notwendige Substanz. Der Schreibstil ist hervorragend, gut zu lesen, und man merkt die Routine, die sich im Verlaufe der Dengler-Reihe entwickelt hat.

Dennoch ist »Black Forest« ein bisschen zu viel von allem, hat es der Autor möglicherweise zu gut gemeint. Klimawandel, Nazivergangenheit, Bewältigung von Kindheitstraumata, Heimatverbundenheit, Gendern, Verschwörungstheorien rund um Windkraftanlagen. All das hat sicher in so einem komplexen Kriminalroman eine Daseinsberechtigung, allerdings werden diese Dinge zu breit ausformuliert, lassen wenig Raum für die eigene Fantasie und ziehen den Lesefluss unnötig in die Länge. Einen Spannungsbogen konnte ich erst etwa ab der Hälfte erkennen.

In den Rezensionen polarisiert »Black Forest«: Blendet man die Bewertungen aus, in denen sich eingefleischte Dengler-Fans über die (zugegeben) teils arg naiven belehrenden Abschnitte zum Klimawandel aufregen und zum Teil als Klimawandelleugner outen, so drücken viele LeserInnen ihren Unmut über diesen untypischen Krimi mit ähnlichen Worten aus wie ich hier.

»Black Forest« enthält viele wichtige und richtige Infos, will eine fundamentale Botschaft vermitteln und dabei auch ein Krimi sein. Es ist weder das eine noch das andere so richtig.

Mein Fazit

Vielleicht war »Black Forest« nicht der richtige Roman aus der Buchreihe von Wolfgang Schorlau, um in die Welt von Dengler einzutauchen, aber die Themen wie Klimawandel und der Ausbau der Windenergie sind heute wichtiger denn je.

Meine Bewertung

3-Sterne-Bewertung der Buchleserin
Hinweis: Keine bezahlte Werbung.
ISBN:978-3462051391
Sprache:Deutsch
AusgabePaperback
Seitenzahl448
VerlagKiWi-Paperback
Erscheinungsdatum:10.10.2024

Schwarzwald-Krimi der besonderen Art

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