Den Bach rauf – Eine Kursbestimmung

von Robert Habeck

»Den Bach rauf - Eine Kursbestimmung« von Robert Habeck - Buchcover | Buchblog der Buchleserin

DEN MUT WIEDERFINDEN

Die Zeiten sind anspruchsvoll und fordern viel von vielen. Aber müssen wir deshalb in Sorge und Trübsinn verharren? Wie können wir neue Perspektiven finden?

Oft ist Deutschland aus Krisen gestärkt hervorgegangen. Das kann auch diesmal gelingen. Robert Habeck zeigt, wie wir die soziale Marktwirtschaft erneuern und die Fundamente der Gesellschaft stärken können. Und was wir brauchen, um wieder zu einem besseren Miteinander zu finden und die Mutlosigkeit gemeinsam zu überwinden.

Auszug des Klappentexts

Eine Orientierung mit Rückschau und Ausblick auf das Mögliche – menschlich, engagiert und mutmachend.

Bevor ich loslege

Das Buch »Den Bach rauf – Eine Kursbestimmung« von Robert Habeck habe ich direkt nach der Veröffentlichung gekauft. Gelesen habe ich das Büchlein jedoch erst am Wochenende der deutschen »Schicksalswoche«.

Die 5. Kalenderwoche des Jahres 2025 wird Einzug in die zukünftigen Geschichtsbücher finden. Ich mutmaße, dass dem 29.01.2025 als weiterem »Schwarzen Tag« der deutschen Geschichte nicht nur ein Satz, nicht nur ein Absatz, sondern ein ganzes Kapitel gewidmet werden wird. Zu viele Grenzen wurden überschritten, zu viele Menschen belogen und zu viel Verunsicherung in der Bevölkerung geschürt.

Schock. Fassungslosigkeit. Angst. Verzweiflung. Hoffnungslosigkeit. Wut. Frust. Unglauben – all diese Emotionen der Bürger:innen der demokratischen Mitte schwappten über das Netz, über die Medien letztlich auf die Straßen.

Ich musste verstehen, wie das passieren konnte und brauchte eine große Portion Zuversicht. Es scheint so, als ob das Land nun vollends den Bach runtergeht, doch das will ich nicht akzeptieren. Ich will »Den Bach rauf«!

Gewohnheiten beiseitelegen

Die Buchbesprechung zur Kursbestimmung »Den Bach rauf« wird anders werden, als ihr es von mir gewohnt seid.

Den Autor – Robert Habeck – muss ich nicht vorstellen, und den Schreib- bzw. Erzählstil muss ich nicht auseinandernehmen. Und die Protagonisten, tja, diese sind zu zahlreich vertreten, als dass, selbst wenn ich eine politische Diskussion vom Zaun brechen würde (was mir hier fern liegt), ich längst nicht allen die nötige Aufmerksamkeit schenken könnte, die sie verdient haben – im positiven wie negativen Sinne. Auch das versteht sich.

Stattdessen möchte ich erzählen, wie das Buch mir geholfen hat, einen tieferen Einblick zu bekommen und besser zu verstehen. Wie dieses Büchlein mir Mut und Zuversicht vermittelte an den Tagen, als die politischen Entwicklungen und fragwürdigen Berichterstattungen – selbst in den öffentlich-rechtlichen Medien – kaum auszuhalten waren.

Eine Kursbestimmung

Robert Habeck nutzt sein Buch »Den Bach rauf«, um für sich und für die Leser:innen die Entwicklungen der vergangenen Regierungsjahre und zum Regierungsbruch zu sortieren.
An vielen Stellen staunt man über die Weitsicht dieses Mannes, schließlich ist das Buch vor der politischen Zäsur veröffentlicht worden. Für diese Weitsicht ist er bekannt, hat er doch bereits 2019 Volkswagen eine düstere Zukunft prophezeit, was sich 2024 nun schlussendlich bewahrheitet hat.

Oder wenn man den nachfolgenden Satz liest, der im Zusammenhang mit der Europolitik niedergeschrieben worden ist:

»Führung ist nicht die Kunst zu sagen, wo es langgeht, sondern bei anderen so viel Vertrauen herzustellen, dass sie den Weg mitgehen wollen.«

(Seite 132)

Blickt man kurz zurück auf die deutsche »Schicksalswoche«, dann bekommt diese Aussage eine ganz besondere Brisanz. Oder?

Robert Habeck gewährt im Buch »Den Bach rauf« Rückblicke in die Arbeit seiner Regierungszeit und schreibt sehr persönlich über die herausfordernden Zeiten. Wie immer neue Probleme aufbrachen und die Regierung versuchte, diese zu bewältigen, um den größten Schaden für die Bevölkerung abzuwenden und zeitgleich, das Liegengebliebene der Vorgänger aufzuarbeiten, und davon gab und gibt es reichlich.
Er schreibt über Entscheidungen, welche er koalitionsbedingt zwar mitgetragen hat, aber nicht mit seiner persönlichen Überzeugung übereinstimmten. Er blickt auch kritisch auf eigene Entscheidungen und gibt Fehler zu. Sagt offen, jeder mache Fehler, aber der größte Fehler ist, nicht daraus zu lernen. Und er lernt. Jeden Tag, so wie wir alle. Außer … ihr wisst schon wer.

So sind seine Sichtweisen geprägt von dem Anspruch, stetig besser zu werden und für alle Menschen (ja auch diejenigen, die nicht seine Überzeugungen teilen) mit seiner Politik fern von Spaltung und Ausgrenzung ein starkes und friedliches Land aufzubauen. Hierbei besonders für die Gering- und Normalverdiener eine stabile Grundlage für ein gutes Leben zu schaffen. Eine vordringliche Ambition ist, dass seine aktiven Bemühungen auf das Heute abzielen und er dabei das Morgen fest im Blick hat.

Immer wieder gewährt er Ausblicke, wie man die verschiedenen Problematiken lösen könnte, macht Mut zum Anpacken. Behält das Land, Europa und die Welt im Blick, schließlich schreitet die Entwicklung weltweit voran, und keiner wartet darauf, dass Deutschland nun endlich in die Puschen kommt.

Robert Habeck wird nicht müde anzuregen, an die Demokratie und die Stärke der gesellschaftlichen Gemeinschaft zu glauben, auch über Parteigrenzen hinweg. Er will Menschen die Hand reichen. Wer einen Fehler gemacht hat, soll trotzdem eine Chance erhalten, wenn er seinen Fehler erkennt und an sich arbeitet und für die Gemeinschaft weiterhin vorangehen will.

Mir hat das Lesen dieses Büchleins einen Funken Zuversicht und ein kleines bisschen Hoffnung geschenkt, auch wenn ich nicht glaube, dass machtbesessene Menschen, wie wir sie vergangene Woche in erschreckender Form erleben durften, wirklich belehrbar und wandelbar sind.
Die Gräben sind zu tief. Die Lügen schmecken zu bitter. Der Gestank der Empathielosigkeit will nicht verschwinden. Ihr wisst schon: morgens Gedenkstunde und nachmittags die Zerstörung der Demokratie.

Blühende Landschaften

Wer den aktuellen Wahlkampf intensiv verfolgt, sieht und hört Verschiedenes. Nur wirklich einer sticht heraus. Rhetorisch, menschlich und vor allem ehrlich. Und so vermittelt Herr Habeck auch in seiner Kursbestimmung »Den Bach rauf« seine Gedanken, er beschönigt nicht, und er scheut nicht zu sagen, dass die kommenden Jahre alles andere als einfach werden. Denn das werden sie nicht, dabei ist es völlig unerheblich, wer letzten Endes den Wahlsieg einfährt. Wer etwas anderes behauptet, der lügt. Mal wieder.

Warum ich diese Meinung vertrete, versuche ich an einem ganz simplen Beispiel zu visualisieren:
In Deutschland wurden über Jahrzehnte Probleme angehäuft – marode Schulen und Bildungs- und Betreuungssysteme, eine schlechte Infrastruktur, kaputtgespartes Gesundheitswesen, ungesicherte Rentenversorgung, Altersarmut, verschleppte Digitalisierung, mangelhafte Ausstattung von Polizei und Bundeswehr, Behörden, die in Bürokratie versinken, Preise für Lebenshaltungskosten, die stetig steigen und vieles mehr. Diese Probleme stellen einen gigantischen Berg an Aufgaben dar, die gelöst werden müssen, um wieder blühende Landschaften zu erschaffen. Wie bitte? Blühende Landschaften?

Also nehmen wir an, dieser gigantische Berg ist ein unglaublich großer Haufen Erde, der auf einer einst blühenden Freifläche gelagert wird. Es dauert gefühlt ewig, bis er mit einer Schaufel (wegen der schlechten Ausstattung) abgetragen werden kann. Doch irgendwann ist der Berg weg. Aber der Boden darunter ist in Mitleidenschaft gezogen. Kein Gras mehr. Keine Blumen. Kaum Leben. Das Gewicht war zu stark. Licht und Luft fehlten zu lange. Doch nun wird neu ausgesät, gewässert und nach wenigen Wochen sieht man das erste Grün, und einige Zeit später steht die Fläche in voller Blüte. Das Leben kehrt zurück. Natur pur!

Mit dieser Metapher möchte ich erklären, dass die nächsten Jahre anstrengend und herausfordernd werden. Für alle und egal wer die kommende Wahl gewinnen wird.
Doch wenn wir zusammenarbeiten, vereint, ebenbürtig und mutig, dann ist es schaffbar, daran möchte ich gern glauben. Ein schöner Gedanke. Oder?

Mein Resümee

»Den Bach rauf« von Robert Habeck ist ein ehrliches Buch. Das aufklärt z. B. über Populismus, das berichtet über die vielfältigen Krisen der heutigen Zeit, und trotzdem gelingt es ihm, Mut und Hoffnung zu vermitteln. Es ist ein Buch, das verstehen hilft und motiviert. Sprachlich brillant.

Es bleibt abzuwarten, wie viele von Herrn Habecks Ausblicken erneut Realität werden. Die Zukunft wird es zeigen und die Geschichtsbücher werden berichten.

Kritiker seiner Person (und Partei) werden es mit Genuss zerreißen, aber das beweist letztlich nur, dass der Mann für die richtige Sache kämpft. Meinen Respekt und ein lautes DANKE für Ihren Einsatz.

»Denn am Ende beruht die Demokratie nicht auf Politikern oder Institutionen, sondern auf der Vielzahl von Menschen, die sich einbringen. Menschen machen den Unterschied.«

(Seite 44)

Und ich? Mir hat das Buch Hoffnung geschenkt und mich bestärkt, mich weiter zu engagieren, weil ich einen Unterschied machen will.

»Gebrauche deine Zeit.«

Liedzeile von Wolf Biermann (Liedermacher und DDR-Kritiker)

Meine Bewertung

5-Sterne-Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung.
ISBN:978-3-462-00896-8
Sprache:Deutsch
AusgabeGebundenes Buch
Seitenzahl144
VerlagKiepenheuer & Witsch
Erscheinungsdatum:16.01.2025

Eine Orientierung mit Rückschau und Ausblick auf das Mögliche

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