Respekt und Wertschätzung – das wäre schön
Mehr Anerkennung für die Bildungsarbeit der Kinderbuch-AutorInnen.
Ein Drama mit mehreren Akten
Seit Monaten kann man ein fast stilles Drama über mangelnden Respekt und Wertschätzung in unserer Gesellschaft beobachten: Jetzt wird über die Kinderbuch-AutorInnen despektierlich gesprochen. Als ob die Arbeit dieser AutorInnen von minderer Qualität wäre.
Um einen Mitbewerber zu diffamieren, wurden diese diskreditierenden Aussagen vom Kanzlerkandidaten der CDU mehrfach laut ausgesprochen, und um sie in den Köpfen der Gesellschaft zu verhaften, wird die verbale Abwertung stetig wiedergekäut.
Dabei werden die Kinderbuch-AutorInnen der Lächerlichkeit preisgegeben ohne einen öffentlichen Aufschrei. Ohne Konsequenzen oder ernst zu nehmende Diskussionsrunden in den unabhängigen Medien. Ohne eine – als ehrlich einzustufende – Entschuldigung gegenüber diesen AutorInnen, welche tagtäglich einen mehr als anspruchsvollen Job bewältigen, und nur selten davon wirklich gut leben können.
Es läuft etwas falsch in unserer Gesellschaft, wenn ungehindert verschiedene Berufsgruppen – wie die Fachkräfte für den Sanitärbereich oder eben die Kinderbuch-AutorInnen – von dem oben genannten Bewerber für ein Regierungsamt, bei dessen lautem Kampf um Wählerstimmen, einfach so der Respekt und Wertschätzung abgesprochen werden.
Allerdings möchte ich betonen, dass es mir bei diesem Artikel nicht um die eine oder andere Partei geht, diese Diskussion hat hier keinen Platz.
Mir geht es einzig und allein um Wertschätzung von hart arbeitenden Berufsgruppen, und allen voran, um die kreative Arbeit der AutorInnen.
Die Konsequenz der Geschichte
In Zeiten, in denen es um die Lesekompetenz der deutschen SchülerInnen nachweislich schlecht bestellt ist, und eben das Beherrschen dieser wichtige Fähigkeit einem negativen Trend unterliegt, ist es umso wichtiger, dass den Heranwachsenden das Lesen, besonders von längeren Texten und Büchern, mehr schmackhaft gemacht wird.
Die Konkurrenz ist stark und schläft nie. Das Smartphone ist ein ernstzunehmender Gegner für das Buch. Deshalb ist es umso wichtiger, dass der Nachwuchs frühzeitig an die Literatur herangeführt und für das Lesen von Büchern begeistert wird.
Wir benötigen mehr Kinder- und Jugendbücher, die auf kreative und spielerische Weise die frühkindliche Entwicklung fördern, schwierige Themen verständlich und kindgerecht vermitteln, die Vorstellungskraft steigern und dabei die Erwachsenen von morgen für das Lesen begeistern.
Lesen ist nicht nur eine fantastische Freizeitbeschäftigung, sondern fördert eine Vielzahl von Fähigkeiten und verhilft dazu, Menschen heranwachsen zu lassen, die in späteren Jahren selbst einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten können.
Mal wieder übersehen
Bei der gesamten Art der aktuell geführten Debatte finde ich es mehr als bedenklich und überaus kontraproduktiv, wenn man so laut und auf eine polemische Art und Weise einer gesamte äußerst ehrenwerte Berufsgruppe öffentlich weder Respekt noch Wertschätzung entgegenbringt.
Was hierbei besonders tragisch ist, ist die Tatsache, dass die Zielgruppe der AutorInnen – die Kinder und Jugendlichen – ebenfalls diese mangelnde Wertschätzung mitbekommt, und selbst dafür müssen sie heutzutage nicht einmal mehr lesen. In sich stetig wiederholenden kleinen Sequenzen flimmern diese Aussagen über ihre Mobilgeräte. Sie verstehen den Zusammenhang vielleicht nicht immer vollumfänglich, aber was sie verstehen, ist der geringschätzende Ton dieser diskreditierenden Äußerungen.
Und so fragt sich bestimmt ein Teil des Nachwuchses: Warum soll ich überhaupt noch ein solches Buch lesen?
Widerstand erwacht
Es ist, wie es ist, und ich mache mir nichts vor. Mein Artikel wird die aktuelle Debatte und den polemischen Ton nicht ändern, aber es ärgert mich einfach kolossal, dass derartige Aktionen voller Mangel an Respekt und Wertschätzung einfach so hingenommen werden.
Aber Moment: Werden sie das wirklich? Nein. Es regt sich ein feiner, kleiner Widerstand. Auf der Frankfurter Buchmesse z. B. zeigten einige Kinderbuch-AutorInnen Flagge. Mit gut sichtbar platzierten Aufklebern an der Kleidung standen sie für ihre Berufsgruppe ein. Erdacht und initiiert hat dies Christine Paxmann, Herausgeberin der Fachzeitschrift Eselsohr. Chapeau!
Noch nicht genug? Hier ein ausführlicher Artikel zum Thema.
Berühmte Vertreter
Auf meinem Blog findet man keine Kinderbücher, wohl aber das eine oder andere Jugendbuch. Deshalb möchte ich es nicht versäumen zu wähnen, dass es so viele tolle Kinder- und Jugendbuch-AutorInnen gibt, teilweise schon seit Jahrzehnten.
Für die älteren Leser meines Blogs sind die Klassiker von Astrid Lindgren mit ihrer »Pippi Langstrumpf«, Erich Kästner mit »Das doppelte Lottchen«, Max Kruse mit »Urmel aus dem Eis« oder Michael Ende mit der »Unendlichen Geschichte« zu nennen.
Die jüngere Generation findet sich vermutlich eher bei J. K. Rowling, der Autorin der »Harry Potter«-Reihe, oder Cornelia Funke mit der »Tintenherz«-Trilogie und »Reckless«-Reihe oder auch Kai Meyers »Merle«-Reihe wieder.
Diese Aufzählung ist natürlich nicht abschließend, und so kann bestimmt jeder ein ihn ganz besonders prägendes Kinder- und Jugendbuch dieser Liste hinzufügen.
(M)ein Messefundstück
Bei dem Besuch der Buchmesse entdeckte ich einige tolle Kinderbücher, herrlich gestaltet und unterschiedlich dick. Eines hat es mir besonders angetan: »Das kleine Wildschwein und der traumhafte Flug« von den Bilderbuchschwestern Böhm & Böhm – Andrea Böhm (Autorin) und Lee D. Böhm (Illustratorin) – aus Leipzig. Eine ganz zauberhafte Geschichte mit farbenfrohen Illustrationen. Kreativ, kindgerecht und lehrreich zugleich. Ich freue mich jetzt schon auf die leuchtenden Kinderaugen, wenn ich das Buch verschenke. 😊
Den Blickwinkel ändern
Kinderbuch-AutorInnen und AutorInnen generell müssen neben der kreativen Arbeit viele Fähigkeiten beherrschen. Sie müssen Kreativität beim Schreiben beweisen, fit im Unternehmertum sein und Durchhaltevermögen demonstrieren, um auf dem hartumkämpften und selten hochhonorierten Buchmarkt zu bestehen.
Die angesprochene Diskussion zeigt, dass es Menschen gibt, die diese kreative Arbeit als weniger komplex und bedeutend ansehen. Doch diese Wahrnehmung steht im Gegensatz zur tatsächlichen Tiefe und zum Wert, den diese Arbeit transportiert. Grund genug – neben den allgemein geltenden Regeln des anständigen Miteinanders – dieser Berufsgruppe mehr Respekt und Wertschätzung zu zollen.
Sei dabei. Nutze das bevorstehende Weihnachtsfest und verschenke ein Buch. Und vielleicht beschenkst du dich auch selbst. 😊
Mehr Respekt für Kinderbuch-AutorInnen