Das Schattenhaus
von Tess Gerritsen
Ein altes Haus, eine verschwundene Frau und ein Geheimnis …
Nach einem tragischen Ereignis flüchtet Kochbuchautorin Ava von Boston auf eine abgelegene Halbinsel an der Küste Maines. Dort mietet sie ein altes herrschaftliches Haus und hofft, endlich zur Ruhe zu kommen und Inspiration für ihr neues Buch zu finden. Obwohl das Haus zunächst düster und unheimlich wirkt, übt es doch eine unerklärliche Anziehungskraft auf sie aus. Dann beginnt sie plötzlich seltsame Geräusche zu hören, und eines nachts glaubt sie eine schattenhafte Gestalt hinter den Vorhängen in ihrem Schlafzimmer zu sehen. Von den Dorfbewohnern erfährt sie von dem mysteriösen Verschwinden ihrer Vormieterin. Als Ava beginnt nachzuforschen, kommt sie hinter ein verstörendes Geheimnis, das verzweifelt gewahrt werden soll …
Auszug des Klappentexts
Eine Autorin auf Abwegen mit einem Mystery-Thriller, der meine Erwartungen nicht erfüllte.
Kurz vorweg
Mit »Das Schattenhaus« habe ich seit langem mal wieder zu einem Roman von Tess Gerritsen gegriffen, denn in der Vergangenheit habe ich schon einige Bücher der Schriftstellerin verschlungen.
Nach einer kleinen literarischen Krimi- bzw. Thriller-Pause verspürte ich den Drang nach einer packenden und facettenreichen Geschichte. Und da fiel mir »Das Schattenhaus« der Bestseller-Autorin in die Hände. Ein Zeichen. Oder?
Alles unterliegt dem steten Wandel, und ebenso meine Erwartungen an einen empfehlenswerten Kriminalroman …
Die Autorin
»Das Schattenhaus« ist eines der letzteren Werke der US-amerikanischen Autorin. Bekannt ist die Vielschreiberin u. a. durch die Buchreihe um Jane Rizzoli und Maura Isles geworden, auf welcher auch die gleichnamige Fernsehserie »Rizzoli & Isles« basiert. Daher vermute ich, dass den meisten Lesenden die Autorin bekannt ist und ich über sie nicht viele Worte verlieren muss.
Die Story
»Das Schattenhaus« ist ein altes Haus an der Küste Maines. Aufgrund seiner bewegten Historie lässt es sich nicht verkaufen und wird daher günstig zur Miete angeboten. Diese Gelegenheit nutzt die Kochbuchautorin Ava, um in der Abgeschiedenheit die Inspirationen für ihr neues Kochbuch zu finden. Das Haus verfügt über eine traumhafte Küche, und diese nutzt Ava begierig, um alte lokale Rezepte auszuprobieren. Sie findet in der Ruhe der Einsamkeit ihren ganz eigenen Rhythmus und die Gelegenheit, ihr Leben zu reflektieren.
Doch so ein altes Haus hat seine Tücken: Da wären die zahlreichen Mäuse in der Wand und die seltsamen Geräusche in der Nacht. Die Abgeschiedenheit macht Ava anfällig für ureigene Ängste. So glaubt sie in der Nacht plötzlich eine schattenhafte Gestalt hinter den Vorhängen gesehen zu haben. Alles nur ein Streich ihrer Fantasie? Oder war das letzte Glas doch zu viel?
Die Dorfbewohner sind wortkarg, wenn es um das Anwesen geht. Doch dann erfährt sie von der verfrühten Abreise ihrer Vormieterin. Diese hat einige persönliche Sachen liegenlassen, und Ava sucht den Kontakt, um sie zurückzugeben. Ihre Bemühungen bleiben erfolglos, und auch sonst scheint niemand die Frau zu vermissen. Ava beginnt auf eigene Faust nachzuforschen und stellt fest, dass so manches Geheimnis unangetastet bleiben soll …
Was ist passiert?
Ohne Umschweife sage ich es, wie es ist: Der Roman »Das Schattenhaus« hat meine Erwartungen nicht erfüllt.
Betrachtet man den Roman von der rein handwerklichen Seite, bemerkt man, dass hier eine Autorin mit Erfahrung am Werk war. Der Text ist temporeich und der Erzählstil dabei gewohnt flüssig und leicht. Die Bilder sind gelungen gezeichnet und verleihen der Story einen stimmungsvollen Rahmen.
Doch die Handlung verlangt dem begeisterten Lesenden von Krimis und Thrillern eine hohe Schmerz- und Toleranzgrenze ab.
Wählt man ein Buch der Autorin, erwartet man einen Thriller mit spannenden Protagonisten, viel Nervenkitzel und gern einige trickreiche Wendungen im Plot.
Bekommen habe ich stattdessen einen schlichten und absurden Roman nach dem Motto »Fifty Shades of Ghost«. Einen Roman, dessen Handlung mehr als unglaubwürdig ist und leider vor Klischees und uninspirierten Stereotypen nur so strotzt.
Die Protagonistin ist eine seltsame Person mit einigen massiven Problemen. Diese hätte man wunderbar in eine packenden Thriller-Handlung verweben können, aber leider wurde das Potenzial der Figur verschenkt. Ebenso zeichnen sich alle weiteren relevanten Charaktere durch erschreckende Farblosigkeit aus. Lediglich den expliziten Szenen wurde eine schon fast als ausschweifend zu bezeichnende Aufmerksamkeit geschenkt.
Ob diese Fokussierung auf dem Storytelling der Autorin basiert, weil sie sich mit diesem Stand-Alone-Roman in einem neuen Genre versuchen wollte? Oder sich ein Mitverantwortlicher in die Story eingemischt hat, frei nach dem Motto »Sex sells«? Das kann ich natürlich nur mutmaßen, aber Fakt ist, dass es dem Roman »Das Schattenhaus“ nicht gutgetan hat.
Trotz all der Kritik möchte ich anerkennen, dass Tess Gerritsen eine talentierte Schreiberin ist. Das beweist dieses Buch: Der Plot ist haarsträubend, die Figuren leider wenig sympathisch und trotzdem habe ich das Buch in kurzer Zeit durchgelesen.
Denn die Geschichte bietet auch einiges Positives: Da sind die atmosphärischen Beschreibungen der Landschaften bzw. des gesamten Settings zu nennen sowie die Tatsache, dass ich lange nicht ahnte, wer der wahre Täter ist.
Mein Resümee
Wer einen Thriller sucht oder die Bücher der Autorin mag, sollte auf jeden Fall einen großen Bogen um den Roman »Das Schattenhaus« machen.
Aufgrund des Klappentexts und der Covergestaltung hatte ich eine völlig anders geartete Story erwartet. Einen echten Thriller eben, und dementsprechend groß ist meine Enttäuschung über die abstruse, paranormale Handlung im »Fifty Shades of Grey«-Verschnitt.
Meine Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung.
ISBN: | 978-3-7341-0926-3 |
Sprache: | Deutsch |
Ausgabe | Taschenbuch |
Seitenzahl | 384 |
Verlag | Blanvalet |
Erscheinungsdatum: | 12.07.2021 |
Ein Mystery-Thriller, anders als erwartet