Kein Feuer kann brennen so heiß

von Ingrid Noll

Kein Feuer kann brennen so heiß von Ingrid Noll - Buchcover  Buchblog der Buchleserin

Eine eigenwillige Kriminalkomödie

Schön ist sie nicht, aber sie kann kochen und anpacken. Deshalb ist Lorina Altenpflegerin geworden und hat mit der Anstellung in der Villa von Frau Alsfelder das große Los gezogen. Hier geben sich attraktive Masseure die Klinke in die Hand, und Techtelmechtel entstehen, die besser geheim bleiben sollen. Für Aufregung sorgen ein aufgeschwatzter Pudel und ein zurückgelassenes Baby, die die alte Dame sichtlich neu beleben. Sehr zum Missfallen ihres Großneffen, der aufs Erbe lauert.

Auszug des Klappentexts

Eine »gute Seele« auf Abwegen – ein Roman für echte Noll-Fans

Vorweg ein paar Worte

Der Roman »Kein Feuer kann brennen so heiß« stammt aus der Feder von Deutschlands bekanntester Krimi-Autorin der Gegenwart – Ingrid Noll.

Mir ist es ein Anliegen, dass die Grande Dame der deutschsprachigen Unterhaltungsliteratur zumindest mit einem Werk auf diesem Buchblog vertreten ist und ich meinen Senf dazu abgeben kann.

Die Autorin

Ingrid Noll sich konnte erst spät im Leben ihrer Schreibleidenschaft widmen. Geboren wurde sie 1935 in Shanghai und verbrachte die frühen Jahre ihrer Kindheit in Nanjing. 1949 führte ihr Lebensweg sie nach Deutschland.
Der Traumberuf (Journalistin) blieb ihr verwehrt, daraufhin studierte sie Germanistik, um Lehrerin werden zu können. Sie heiratete einen Arzt, versorgte die gemeinsamen Kinder, arbeitete in dessen Praxis mit und betreute, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, ihre Mutter, welche Stolze 106 Jahre alt werden durfte.
Ein Leben voller mannigfaltiger Verpflichtungen und nur wenig Zeit fürs Schreiben. Demzufolge fand sie erst spät im Leben die Ruhe und den Freiraum, um sich ihren Geschichten zu widmen.
Welch ein Glück, denn die entstandenen Bücher sind zum Teil gefeierte Werke, von denen ein paar Romane verfilmt worden sind. Respekt!

Wohngemeinschaft der anderen Art

Der Roman »Kein Feuer kann brennen so heiß« erzählt die Geschichte von Lorina. Sie ist eine eher unscheinbare junge Frau, zu der das Leben und die Menschen darin nur selten nett waren. Sie bekommt ihr Stück vom Glück und ergattert eine gutbezahlte Anstellung als private Altenpflegerin bei Frau Alsfelders. Die pflegebedürftige Dame ist an den Rollstuhl gefesselt und lebt allein in einer Villa. Dort findet Lorina ihr neues Zuhause.
Ein aufgeschwatzter Pudel und zwei sehr unterschiedliche Masseure bringen Abwechslung ins Haus und eine Portion Aufregung ins Leben der ungleichen Damen. Obendrein sorgen der Großneffe Christian und das Baby von Lorinas Schwester dafür, dass der Alltag der kunterbunten Wohngemeinschaft von allem anderen als Tristesse und Langeweile geprägt ist.

Ein Krimi, oder eher nicht?

Diese Frage treibt mich um. Ingrid Noll hat sich der Kriminalliteratur verschrieben, nur erscheint es mir so, dass der Roman »Kein Feuer kann brennen so heiß« eher in die Rubrik der Unterhaltungsliteratur einzuordnen ist. Denn meine Erwartungen an einen Krimi erfüllt das Buch nicht.

Bisher hatte ich noch kein Buch der Autorin gelesen. Sie befand sich lange auf meiner persönlichen »Must read«-Liste, und ungeachtet dieser Tatsache sind mir die Geschichten wie »Der Hahn ist tot«, »Die Apothekerin« oder die »Häupter meiner Lieben« selbstverständlich alles andere als unbekannt.

Der Roman »Kein Feuer kann brennen so heiß« wird aus der Ich-Perspektive von Lorina erzählt. Diese Erzählperspektive gewährt den Platz für einen tieferen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin, und genau hier steige ich ein, mit einigen meiner kritischen Anmerkungen.
Obwohl die gewählte Perspektive den Raum für einen emotionaleren Zugang zur Schlüsselfigur bietet, bleibt Lorina für den Lesenden zu blass, zu distanziert und wenig fesselnd.

Die Handlung mag für viele Leser wenig originell erscheinen. Mir hat die Idee zum Plot sofort Bilder in den Kopf gezaubert. Die Vorstellung, dass die Autorin brisante Themen wie Pflegebedürftigkeit, das Altern an sich, zwischenmenschliche Leidenschaft und Verflechtungen der Familienbande mit Wortwitz, Sarkasmus und tiefgründige Gedankenexperimente in ein Buch packt, trug zu meiner Kaufentscheidung bei. Ich erwartete ein Buch, das dem Lesenden neben dem Kriminalfall solide und emotionsgeladene Unterhaltung mit einer Prise Lebenssinn zum Mitdenken präsentiert.
Meine These stützte sich ausschließlich auf die Tatsache, dass die Autorin auf ein langes, aktives und vielschichtig geprägtes Leben zurückblicken darf, und den Lesenden garantiert einiges mitgeben kann. Letztlich ist der eigene Roman das ideale Medium, um den Lesenden all diese Gedanken hübsch verschnürt als bunten Strauß darzureichen.

Erwartung und Realität sind nicht immer deckungsgleich. So wurden viele meiner Vorstellungen erfüllt, und manche blieben hinter den Möglichkeiten zurück. Der Schreibstil der Autorin ist geprägt von ihrem Können. Der Roman »Kein Feuer kann brennen so heiß« liest sich ungeheuer flüssig.

Das Resümee

Den Roman »Kein Feuer kann brennen so heiß« von Ingrid Noll zu lesen, hat mir eine kurzweilige Lesezeit beschert. Trotz meiner kritischen Anmerkungen war es mir ein Vergnügen, endlich ein Buch der Autorin zu lesen.
Es bleibt der Fakt: Aus meiner Sicht ist das Werk kein Kriminalroman. Daher werde ich mich auf die Suche begeben nach einem echten, bissigen, packenden und vor schwarzem Humor triefenden Noll-Roman. Und selbstverständlich werde ich hier davon berichten.

Meine Bewertung

4-Sterne-Bewertung | Buchblog der Buchleserin
Hinweis: Keine bezahlte Werbung 
ISBN:978-3-257-07115-3
Sprache:Deutsch
AusgabeGebundenes Buch
Seitenzahl304
VerlagDiogenes
Erscheinungsdatum:24.02.2021

Eine eigenwillige Krimi-Komödie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert