Der Wald
von Tibor Rode
Der Wald – er tötet leise
2023 erhalten Tausende Menschen anonyme Päckchen mit Saatgut. Zwar warnen die Behörden von den unbekannten Samen, doch da ist es schon zu spät.
Auszug des Klappentexts
Eine invasive Pflanze bereitet sich in rasantem Tempo aus – und sie selbst und ihre Pollen sind hochgradig gefährlich. Auf der Suche nach dem Ursprung der Päckchen machen der Biologe Marcus Holland und die Botanikerin Waverly Park schließlich eine unglaubliche Entdeckung, die für das Fortbestehen der Menschheit verheerende Auswirkungen hätte. Können sie die Katastrophe verhindern?
Wenn sich die Natur gegen den Menschen wendet
Auf der ganzen Welt erhalten willkürlich Menschen kleine Päckchen mit fremdartigen Samen. Arglos werden diese in den Boden gesetzt, die daraus keimenden Pflanzen wachsen in rasender Geschwindigkeit und zeigen schon bald ihr wahres Gesicht: Sie sind hochgradig giftig, verspritzen ätzenden Pflanzensaft, wenn man sie schneidet, ihre Pollen verursachen hochallergische Reaktionen. Als sich die Gefahr zur globalen Katastrophe wandelt, ist es offenbar schon zu spät. Die invasive Pflanze bedroht das Überleben der Menschheit.
Marcus Holland, Pflanzen-Neurobiologe und Buchautor, wird von amerikanischen Behörden als Berater hinzugezogen, um der Herkunft der Samen auf den Grund zu gehen und besonders, um ein Gegenmittel zu finden. Gemeinsam mit Greta, ebenfalls Biologin und überdies Partnerin seines ungeliebten Konkurrenten, macht sich Holland auf den Weg nach China, um den Versender der Samen ausfindig zu machen. Stück für Stück entdecken sie dabei, dass die Hintergründe für das globale Desaster weit komplexer sind und weiter in die Vergangenheit reichen, als sie es geahnt haben.
Warum ich dieses Buch gekauft habe
Erst vor wenigen Monaten habe ich „CO2 – Welt ohne Morgen“ gelesen, das Tibor Rode unter dem Namen Tom Roth veröffentlicht hat. Darin spielt der Klimawandel die zentrale Rolle und wie die Menschen diesem begegnen. Die spannende Art und Weise, wie sich der Autor dem Thema widmet und dabei die Protagonisten agieren lässt, hat mich überzeugt und dazu geführt, dass ich „Der Wald“ schließlich gekauft habe. Das Cover verspricht einen spannenden Öko-Thriller mit interessanten Charakteren.
Merkwürdig fand ich nur den Zusatz unter dem Klappentext, in dem der Autor selbst zitiert wird und der behauptet, dass nahezu alles Unglaubliche an dieser Geschichte wahr sei. Ein gewagtes Versprechen, und ich wollte wissen, ob er es einhalten kann.
Die Protagonisten und die Pfade, die sie zueinander führen
Die zentrale Rolle in „Der Wald“ spielt Marcus Holland, der recht früh in der Geschichte auf brutale Weise in das Geschehen um die merkwürdigen Samen hineingezogen wird. Er wird mit allen Ecken und Kanten und Eigenheiten beschrieben, so dass man ihn sich bildlich in der Welt der Wissenschaften vorstellen kann. Gleichzeitig ist er liebevoller Vater eines Jungen in Deutschland, um den er sich im Zuge der wachsenden Bedrohung mehr und mehr sorgt, während er in den USA zunächst auf Promotour für sein Buch und schon bald als Berater für Homeland Security weltweit unterwegs ist.
Neben Holland nimmt Ava einen wichtigen Part ein, eine Angehörige der First Nations, die sich von Beginn an aus einem Wald in Nordamerika herauskämpfen muss, der mit allerhand heimtückischen Fallen gespickt ist. Zwielichtige Gestalten sind hinter ihr her, deren Hintermänner lange im Dunkeln bleiben.
Und dann ist da noch Waverly Park. Ihre Geschichte wird in Rückblenden erzählt: Die Archäobotanikerin ist der Urpflanze auf der Spur, die sie nach Weimar, zu Goethe und den Illuminaten und schließlich bis zu Marcus Holland führt.
Die Stories dieser drei Menschen werden in wechselnden Kapiteln erzählt, und wegen der eingesetzten Cliffhanger zum Kapitelende bleibt man als Lesende dabei und lässt sich über viele Seiten mitreißen. Wie die Erzählstränge zusammenhängen, entfaltet sich erst nach und nach, so dass Neugierde und Spannung lange Zeit erhalten bleiben.
Starker Spannungsbogen mit kleinen Durchhängern
Wie es die Präsentation des Buchs – der Titel, das Cover, der Klappentext – verspricht, wartet Tibor Rode mit einem fesselnden Ökothriller auf, der in vielen Teilen an die Qualität von „CO2“ heranreicht. Am Anfang wird nicht lange gefackelt, man rutscht direkt ins Geschehen und kann sich die von den Pflanzen ausgehende Gefahr fast spürbar vorstellen. Auch mit den Protagonisten kann man mitfühlen, sie entwickeln genügend Tiefe, um sich in sie hineinversetzen zu können, auch wenn manche ihrer Handlungen für mich nicht ganz nachvollziehbar waren.
Allmählich enthüllt der Plot die komplexen Zusammenhänge zwischen den Geschehnissen, die sich an verschiedenen Orten auf der Welt und in den zurückliegenden Jahren rund um Waverly ereignen. Das bleibt lange Zeit spannend, wenn es auch in der Mitte des Buchs einige Längen gibt. Diese werden durch den flüssigen, klaren Schreibstil wettgemacht und sind in diesem Zusammenhang eine Randnotiz.
Ein bisschen viel gewollt
Irgendwo nach drei Vierteln enthüllt sich das bizarre Geflecht der Handlungen wie das im Buch oft beschriebene Myzel, das die Horrorpflanze zur weltweiten Kommunikation benutzt. Goethe und die Illuminaten spielen eine Rolle, Letztere sollen nach wie vor unter anderem Namen im Verborgenen tätig sein.
Bei der Verschwörung der Illuminaten bin ich noch mitgegangen und musste dabei direkt Parallelen zu Dan Browns Werken ziehen, die ein oder zweimal einen augenzwinkernden Querverweis erhalten. Abwegig erschien mir dieser Plottwist nicht, die Recherchen zu Goethes Mitgliedschaft in dem Geheimbund bieten erhellende Erkenntnisse. Dass „Der Wald“ nicht nur ein Ökothriller mit möglicherweise fanatischen Klimaaktivisten oder finsteren Akteuren mit wirtschaftlichen oder politischen Motiven ist, hat mich in dem Moment nicht enttäuscht.
Meine Überzeugung, dass das Versprechen des Autors bezüglich des Wahrheitsgehalts einzuhalten ist, geriet dann aber mit dem Thema Künstliche Intelligenz ins Wanken. Die Verstrickungen wirkten für mich dann doch sehr konstruiert, egal ob das, was da beschrieben wird, technisch oder biologisch möglich ist oder nicht. Vielleicht lehrt mich die Zukunft Anderes, auch wenn ich das eigentlich nicht erleben will.
Dieses Gefühl, dass etwas fehlt
In dem Dickicht der Themen geraten leider ein paar Charaktere und Handlungsstränge zur Nebensache, zum Beispiel die Vater-Sohn-Beziehung und die geschiedene Ehe. Die oben beschriebenen Längen hätten durch eine tiefere Beschäftigung mit dem „Innenleben“ der Hauptcharaktere ausgeglichen werden können. Und auch die Nebenrollen, die im Ansatz gut skizziert waren, hätten hier und da mehr Farbe vertragen können und den Roman damit bunter gemacht.
Nicht überzeugen konnte mich das abrupte Ende des Romans, an dem Marcus Holland eine wichtige Entscheidung trifft und das ich hier – natürlich – nicht verraten werde.
Fazit
Im Ganzen betrachtet, liefert Tibor Rode mit „Der Wald“ einen überzeugenden Thriller mit einer wichtigen Ökobotschaft, die über den Respekt gegenüber Pflanzen und Natur hinausgeht. Sein Stil ist stark, direkt und schnörkellos. Trotz der oben genannten Schwächen kann ich dem Buch eine Leseempfehlung mit auf den Weg geben, denn unterhalten kann dieses allemal.
Meine Bewertung

Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN: | 978-3-426-28400-1 |
Sprache: | Deutsch |
Ausgabe | Taschenbuch |
Seitenzahl | 464 |
Verlag | Droemer |
Erscheinungsdatum: | 31.08.2023 |
Rasanter Öko-Thriller mit wichtiger Botschaft