Die Erste Tochter, Band 2 – Frevlersbrut

Eine junge Frau stößt an die Grenzen ihrer Welt

»Lys Neoly hat einen Heiligen Baum verbrannt!« Mit diesen Worten stürzt Myns Welt in sich zusammen. Der schöne Priester Sna hat sie ausgesprochen und damit ihre Mutter als Widernatürliche gebrandmarkt. Und Myn und ihre Brüder gelten jetzt als die Brut einer Frevlerin.

Doch der brennende Heilige Baum war erst der Anfang. Auf dem Planeten Singis fürchtet man sich jetzt vor dem Weltenbrand. Gerüchte über Drachenfrauen im Weltraum machen die Runde, und der Demagoge Asnuor steigt zu immer größerer Macht auf. Myn jedoch hat andere Probleme: Wie zum Nichtsein kann sie eine singisische Frau und trotzdem sie selbst sein? Und dann scheint auch noch ihr großer Bruder unter dem Druck der gesellschaftlichen Ächtung zu zerbrechen. Oder steckt etwas ganz Anderes, Größeres dahinter?

In 7 Bänden erzählt »Die Erste Tochter« von Intrige, Leidenschaft, Liebe, Freundschaft, Hass, einer fremden Welt und von einer Frau und drei Männern, die diese Welt für immer verändern. Eigentlich will Myn ja vor allem eins: ihre eigene Freiheit. Doch als »Frevlersbrut« scheint dieser Wunsch unerreichbar …

Auszug des Klappentexts

Eine gelungene Fortsetzung – detailverliebt, emotional und packend zugleich

Das Buch “Frevlersbrut“ ist der zweite Band der 7-teiligen Buchreihe “Die Erste Tochter“ der deutschen Autorin Katharina Maier.
Der Roman wurde erneut im Selbstverlag veröffentlicht und mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Atemlos geht’s weiter

Der Roman “Frevlersbrut“ schließt ohne Umschweife direkt an den ersten Teil an: Lys Neoly, die liebevolle Mutter der Geschwister, wurde als Widernatürliche gebrandmarkt. Daraufhin muss sie sich für eine Tat verantworten, die der lang geplanten Intrige des Obersten Priesters der Wy, Ktorram Asnuor, entstammt.
Die Gesetze des Singisischen Reich sind streng. In Folge dessen muss Myn als weiblicher Nachkomme einer Widernatürlichen der öffentlichen Bestrafung ihrer Mutter beiwohnen, prominent platziert und ausgesetzt der Genugtuung und der Sensationsgier des Publikums.
Mit dieser Anklage verwandelt sich das Leben der Familie Neoly vollends in einen Scherbenhaufen. Bis dahin jedoch genoss die junge Myn das abgeschirmte und behütete Dasein einer Adelstochter. Dieses endet abrupt an dem Tag der Bestrafung von Lys in Murraptaam, der Hauptstadt des Singisischen Reiches.

Geprägt von dem verstörenden Erlebnis finden die Geschwister nur langsam einen Rhythmus ins neue Leben als Brut einer Frevlerin. Trotz der gesellschaftlichen Ächtung gelingt es dem jungen Mudmal und Myn, sich etwas wie Normalität zu verschaffen, nur ihr älterer Bruder Vairrynn verändert sich zusehends. Schlussendlich findet nicht einmal mehr Myn einen Zugang zu ihrem einzigen Vertrauten. In derart gedrückter Stimmung vergehen die Monate, in denen sich nicht nur der ältere Bruder weiter verschließt, auch der einst so schöngeistige Vater entgleitet der Familie immer mehr.
Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Der Vater trifft eine folgenschwere Entscheidung. Er verweist Vairrynn nach einer besonders heftigen Auseinandersetzung des Hauses, und Myn muss erkennen, dass ihr als Frau in dem patriarchalischen System mehr Türen verschlossen bleiben, als für ihren Geist und Wesen gut ist.
Wird Myn sich dem ihr per Geburt auferlegten züchtigen und zurückhaltenden Aristokratenleben zurechtfinden? Oder findet der innere Drang nach Freiheit seinen Weg nach außen? Wo ist Vairrynns Platz in der Familie? Und welche Pläne schmiedet der machtbesessene Oberste Priester Asnuor? 

Die Klangfarbe ist anders

Der Schreibstil in diesem Teil gefällt mir noch besser als im ersten Band “Adelsspross“ der Buchreihe. Die Autorin agiert weiterhin wort- und bildgewaltig. Was mich jedoch mehr anspricht, sind die nunmehr emotionaleren und spannungsvolleren Töne. Diese trifft sie jetzt perfekt.
Zwar hatte mich die Wortakrobatik im ersten Band bereits berauscht, wobei ich dennoch ab und an über Absätze gestolpert bin, welche mir zu gewollt, zu verklausuliert erschienen. Durch die langjährige schriftstellerische Arbeit beherrscht Maier die Kunst des Formulierens mustergültig, aber manches Mal waren mir die Sätze zu lang, zu verschachtelt usw. Es erschien, als ob sie ihr gesamtes Können im dem ersten Buch präsentieren wollte. Doch das war gar nicht nötig, denn die Geschichte hatte ohnehin schon eine enorme Sogwirkung, jedenfalls auf mich.

So kommt der zweite Roman “Frevlersbrut“ der Reihe „Die Erste Tochter“ schriftstellerisch gefühlt völlig anders daher. Als ob der Druck, sich beweisen zu müssen, von der Autorin abgefallen wäre. Der Sprachstil ist genauso herrlich, aber weniger fabuliert. Die Wörter beschreiben nicht nur die Emotionen, nein, der Lesende spürt es, ist inmitten der jeweiligen Szenerie gefangen, egal ob Freud oder Leid, beides schlägt die richtigen Töne an und verwebt sich zu einem Film im ganz privaten Kopfkino. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, und genau so hatte ich es mir gewünscht.

Im Fokus bleiben

Der zweite Band „Frevlersbrut“ der Buchreihe “Die Erste Tochter“ hat mich überrascht und überzeugt. Es hat mir gefallen, wie die Autorin jeder Szene die gleiche Aufmerksamkeit schenkt und diese detailverliebt ausgearbeitet hat. Egal ob es ein liebevoller Abschnitt oder ein erschütternder Absatz war. Sie hat immer den literarischen Fokus draufgehalten und den Lesenden teilhaben lassen.

Und auch in diesem Band gibt es noch keine orbitalen Weltraumschlachten. So liegt der Fokus eindeutig auf den innerfamiliären Schlachtfeldern. Auf dem Agieren innerhalb einer von Männern dominierten Welt sowie dem politischen und opportunistischen Drahtziehen im Hintergrund.
Doch fast am Ende des Romans tauchen unerwartet Figuren auf dem Spielfeld auf, die wiederum neue Entwicklungen in den Fokus rücken, und so bleibt es spannend.

Gefallen hat mir auch, dass die Autorin den Figuren Raum zur Entfaltung und Entwicklung gewährt. Aus Myn ist zwischenzeitlich eine junge Dame geworden, Mudmal entwächst dem Kindsein, und Vairrynn ist auf dem Weg zum gestandenen Mann. Alle Hauptcharaktere durften eine persönliche Weiterentwicklung erfahren, und damit bleibt es spannend zu verfolgen, wie es bei jeder einzelnen Figur weitergeht.
Mittlerweile bin ich ein kleiner Fan des liebenswürdigen Freunds der Neoly-Geschwister Ftonim Sar geworden, seine Figur gefällt mir bisher am besten. Man merkt richtig, dass es der Autorin Freude bereitet haben muss, dem liebenswerten Kerl mehr Tiefe zu verleihen. Ich glaube, jeder wünscht sich einen so treuen Freund an seiner Seite. Hach …
Doch auch der Antagonist Ktorram Asnuor darf in den Fokus des literarischen Scheinwerferlichts treten. Im Band “Frevlersbrut“ erhält man einen tieferen Einblick in seine Vergangenheit, die erahnen lässt, dass hier noch viel Konfliktpotenzial verarbeitet werden kann.

Zu guter Letzt möchte ich anmerken, dass mir gefällt, wie die Autorin ihre fantastische Welt nutzt, um ernste Themen wie Frauenrechte, Emanzipation, Gesellschaftsformen und -normen und geschlechterübergreifende Liebe zu benennen, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Alles fein verpackt in einem unterhaltsamen Soft-Science-Fiction- bzw. High-Fantasy-Roman voller atmosphärischer Welten und magischer Kreaturen.

Kurz und knapp zum Schluss

Mit “Frevlersbrut“ startet man richtig in die Fantasy-Buchreihe “Die Erste Tochter“. Der erste Band “Adelsspross“ diente mehr der Einführung, und mit Band 2 wird endlich das Plot-Feuerwerk entzündet.
Der Schreibstil bleibt wortgewandt und liest sich flüssig, die Namen sind kein Problem mehr (Dank Band 1). Man wird direkt in die Handlung gezogen, in das herrliche Setting und die Gefühlswelten der Hauptcharaktere. Mich hat das Buch richtiggehend gefesselt, ich konnte es kaum aus der Hand legen, und so war es viel zu schnell zu Ende. Eine großartige Fortsetzung, die neugierig macht.