Die erste Tochter, Band 1 – Adelsspross
von Katharina Maier
Ein Mädchen erkennt, dass sie fliegen möchte und nicht darf
Myn wächst auf einem Planeten auf, über dem Raumschiffe fliegen und auf dem die Väter das letzte Wort haben. Sie kann immer nur das, was Mädchen nicht können sollen. Trotzdem verlebt die Adelstochter eine unbeschwerte Kindheit mit einer eigenwilligen Mutter, einem schöngeistigen Vater und einem großen Bruder, der sie anspornt, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen.
Ihre scheinbar heile Welt erhält Risse, als der aufwieglerische Asnuor zum Obersten Priester ernannt wird. Weshalb fällt das ganze Volk vor einem solchen Ehrgeizling auf die Knie? Warum schmiedet Myns Mutter Pläne hinter verschlossenen Türen? Und was hat das alles mit Myn und ihrem Bruder Vairrynn zu tun?In 7 Bänden erzählt »Die erste Tochter« von Intrige, Leidenschaft, Liebe, Freundschaft, Hass, einer fremden Welt und von einer Frau und drei Männern, die diese Welt für immer verändern. Doch eigentlich will Myn vor allem eins: ihre eigene Freiheit, von der sie in »Adelsspross« gerade erst begreift, dass sie sie gar nicht hat.
Auszug des Klappentexts
Der Auftakt einer atmosphärischen High Fantasy Buchreihe: Ein Planet. Eine Frau. Ein Kampf.
Ein paar Worte vorweg
“Die erste Tochter“ ist der erste Band des Zukunftsepos von Katharina Maier. Diesen Roman habe ich nicht bei meinen Streifzügen durch die Buchhandlungen entdeckt, da es im Selbstverlag veröffentlicht wurde und (bis jetzt) leider keinen Einzug in die stationären Buchhandlungen gefunden hat. Dennoch fand das Buch seinen Weg zu mir. Von einer Unterstützerin der Autorin erhielt ich eine Rezensionsanfrage zu dieser Buchreihe, mit den für mich verlockenden Schlagwörtern wie: kein Mainstream, sprengt Genregrenzen, Soft-Science Fiction, fremde Planeten, Gesellschaftsroman und Emanzipationsgeschichte.
Meine Euphorie über diese Anfrage muss ich hier wohl nicht weiter ausbreiten. 😊
Wer hat sich diese Welt(en) erdacht?
Das Zukunftsepos “Die erste Tochter“ stammt aus der Feder von Katharina Maier. Die deutsche Autorin war mir bis dato völlig unbekannt, obwohl sie schon seit Jahren im literarischen Geschäft tätig ist. Seit 2006 arbeitet sie als freie Autorin, Lektorin, Übersetzerin und als Dozentin für Kreatives Schreiben.
Tatsächlich ist mir schon häufiger aufgefallen, dass man nicht nur in der renommierten Verlagswelt interessante Geschichtenerzähler findet, und nun ich bin begeistert, dass ich diese Autorin entdecken durfte.
Eine wichtige Anmerkung möchte ich noch loswerden: Dass mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt worden ist, ändert nichts an meinem objektiven Blick, und so werde ich mir treubleiben und mein tatsächliches Leseempfinden wiedergeben. Versprochen!
Der erste Eindruck
Die Buchreihe „Die erste Tochter“ ist im Selbstverlag erschienen, das bedeutet, dass neben Lektorat und Korrektorat u. a. der Buchsatz und auch die Covergestaltung in der Verantwortlichkeit der Autorin liegen. Man spürt direkt, dass hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet worden ist. So hat mir das Buchcover sofort gefallen.
Einzig die Schmuckschrift des Schriftzugs des Untertitels „Adelsspross“ ist aufgrund der Lesbarkeit nicht ganz nach meinem Geschmack, doch das schmälert meinen positiven Ersteindruck nicht im Geringsten.
Einblick in eine neue Welt
Mit dem Eröffnungsroman “Adelsspross“ startet die Buchreihe um “Die erste Tochter“ Mynrichwy (kurz Myn). Sie ist ein junges Mädchen in einer Welt des Patriarchats und gehört dem Hause Neoly an, einer hochrangigen Adelsfamilie im Singisischen Reich.
Als einzige Tochter wächst sie behütet mit ihren Brüdern Vairrynn und Mudmal bei ihren Eltern abseits des Stammsitzes des Familienclans auf. Die Jahre der Kindheit sind zunächst unbeschwert, auch wenn die strengen Regeln für die weiblichen Familienmitglieder der jungen Myn vermehrt ungerecht und unverständlich erscheinen.
Ihr älterer Bruder Vairrynn erkennt den unerschöpflichen Wissensdurst des Mädchens, fördert ihn (als einziger männlicher Verwandter) und behandelt sie nicht wie eine hübsche, willenlose Puppe.
Mit der Zeit überschlagen sich die Geschehnisse: Ein neuer Oberster Priester wird gewählt, und die Stimmung im Land verwandelt sich schnell. Es beginnt zu brodeln. Die einst so offene Mutter verschließt sich zusehends, und der schöngeistige Vater verändert sich immer mehr. Was ist der Grund hierfür? Wie kann diese Entwicklung gestoppt werden, oder sind diese Veränderungen bereits zur Unumkehrbarkeit verdammt?
Das Spiel mit der Sprache
Der Auftakt in die Buchreihe “Die erste Tochter“ ist wirklich unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich.
Wer bereits im Band 1 fulminante Schlachten im Orbit oder zu Lande erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein. Unterschiedliche Kämpfe existieren, aber diese werden redegewandt innerhalb der Familie(n) oder im Verborgenen der Singisischen Gesellschaft geführt.
Dieser Eröffnungsroman stellt eine ausführliche Einführung in die komplexe Welt von Myn und ihrer Familie dar. Dabei werden nicht mit der brachial geschwungenen literarischen Keule die Szenerie und die verschiedenen Charaktere definiert. Fast gemächlich, Stück für Stück erfährt der Lesende mehr über die Protagonisten, wird in den komplexen Weltenbau und die dazugehörigen Gottheiten eingeführt. Lernt den überaus liebenswürdigen Sidekick Ftonim Sar und die vielgestaltigen Antagonisten kennen.
Ein wahrlich gelungener Aspekt dieses Buchs – neben dem kreativen Plot und dem komplexen Weltenbau – ist die überaus ausdrucksvolle Sprache. Die Autorin beherrscht die Kunst des Formulierens perfekt. Aufgrund der Vita der Schriftstellerin ist das zwar nicht verwunderlich, dennoch findet man das selten in Büchern, die im Selbstverlag erschienen sind.
Jede Medaille hat zwei Seiten, das ist auch hier so. Denn so sehr mich die Handlung und die damit verwobene Sprachfertigkeit begeistert, beschlich mich beim Lesen ab und an das Gefühl, dass etwas weniger Wortgewalt dem Lesefluss und dem Genuss der dargebotenen Szenerie nicht geschadet hätte.
Um kein falsches Bild entstehen zu lassen, muss ich mich einer schlichten Metapher bedienen: So ist es wie mit einer Schachtel edler Pralinen, egal wie hochwertig das Produkt ist, wenn man zu viel davon genießt, hat man schnell genug vom süßen Geschmack.
Ferne Welten und ihre Eigenheiten
Wie schon mehrfach erwähnt, spielt der Roman “Die erste Tochter“ in einer atmosphärischen und gänzlich eigenen Welt. Es gibt verschiedene Planeten, Eigentümlichkeiten der Flora und Fauna, eine eigene Mythologie, eine ungewohnte Uhrzeit (!) und eben auch eigenartige Namen von alldem.
Bei meiner kurzen Recherche zum Roman stellte sich heraus, dass die meisten Lesenden ihre Schwierigkeiten mit den fremdartigen Namen hatten. Und die Namen haben es wirklich in sich: Wenige Vokale kombiniert mit mehreren Konsonanten. Das geht dem Lesenden nur schwer über die Lippen.
Offen möchte ich anmerken, dass ich selbst, bis ungefähr zur Hälfte des Buchs, regelmäßig das angehängte Glossar bemühte habe. Diese Sammlung ist unterteilt in Wer ist wer und Was ist was.
Zwar hat das Nachschlagen ab und an meinen Lesefluss unterbrochen, aber half ungemein, ein umfassendes Verständnis für den faszinierenden Weltenbau zu entwickeln und sich mit den seltsamen Namen anzufreunden.
Als Kritikpunkt möchte ich meine Bemerkungen zur Namensausgestaltung nicht als verstanden wissen, denn schließlich hatte ich vorab die freiverfügbare Leseprobe gelesen und wusste was mich erwartet.
Die Namensgebungen mögen befremdlich erscheinen, aber so ungewöhnlich ist auch der Spielort, und letztlich ist alles perfekt so.
Bezüglich der optischen Ausformulierung der einzelnen Figuren möchte ich anmerken, dass viel der eigenen Phantasie überlassen wird. Es werden immer wieder wenige kleine Details zum Aussehen der Charaktere eingestreut, und über die Kapitel hinweg formt sich so ein eigenes Bild im Kopf. Das mag nicht jedermann (und jederfrau) zusagen, doch mir hat es gefallen.
Ferner möchte ich noch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Figuren hervorheben. Diese stete Entfaltung trägt die Geschichte. Man fühlt, leidet, liebt mit, und so wird aus der neujährigen Myn langsam ein aufblühender Teenager. In einer Zeit, die prägender und herausfordernder für ein weibliches Wesen in einer patriarchalischen Gesellschaftsform nicht sein könnte.
Kurz auf den Punkt
“Die erste Tochter“ ist ein sprachgewaltiger Auftakt einer High-Fantasy-Reihe in einer phantastischen Welt, mit faszinierenden Kreaturen und vielschichtigen Figuren. Dieser erste Band startet zurückhaltender in die epische Handlung und eröffnet den Raum für vielfältige Entwicklungen. Mit jedem Kapitel strafft die Autorin den Spannungsbogen, spielt mühelos mit den Genres, zieht das Tempo der Geschichte stetig an. So schafft sie es, brennende Neugierde auf den zweiten Band zu erwecken. Zum Glück lag dieser schon bereit …
Meine Bewertung
Hinweis: Werbung - Rezensionsexemplar | Vielen Dank an die Unterstützerin der Autorin für das Leseexemplar!
ISBN: | 978-3-7502-0209-2 |
Sprache: | Deutsch |
Ausgabe | Taschenbuch |
Seitenzahl | 336 |
Verlag | epubli |
Erscheinungsdatum: | 10.09.2019 |
Der Auftakt einer High Fantasy Buchreihe