CO2 – Welt ohne morgen
von Tom Roth
Wie weit darf Klimaschutz gehen?
Zwölf Kinder aus zwölf Nationen, Teilnehmer eines Klima-Camps in Australien, werden entführt. Die Drohung der Kidnapper: Einigt sich die Weltgemeinschaft nicht binnen kürzester Zeit auf drastische Klimaziele, stirbt ein Kind. Vor laufender Kamera. Dann Woche für Woche ein weiteres. Die Welt hält den Atem an.
Auszug des Klappentexts
Kann so erreicht werden, was in unzähligen Versuchen zuvor gescheitert ist? Werden die Regierungen nachgeben, wenn das Leben unschuldiger Kinder auf dem Spiel steht?
Bald wird klar: Bei diesem Wettlauf geht es um weitaus mehr als das Leben Einzelner – und die Zeit läuft ab …
Das wichtige Thema Klimawandel in Romanform – erschütternd und fesselnd zugleich
Noch ein Klimathriller?
Klimathriller liegen derzeit stark im Trend und in Stapeln in den Regalen der Buchhändler. Ihre Zahl ist in den letzten paar Jahren geradezu explodiert. Viele AutorInnen springen eventuell aus nachvollziehbaren wirtschaftlichen Gründen auf diesen Zug auf. Für mich als Leserin auf der anderen Seite ist es da manchmal etwas schwierig, die guten Werke aus dem Sortiment zu fischen, auch wenn mich die Themen Klimawandel und Klimaschutz ungemein interessieren und ich hier auch mal länger stöbere.
Vielleicht war es der auf den ersten Blick etwas reißerische Titelzusatz „Welt ohne morgen“ unter dem stark strapazierten „CO2“, der mich zugreifen und zumindest den Klappentext lesen ließ. Der machte konsequent hart weiter und schenkte keinen Raum für Interpretationen: Kurz vor dem Weltklimagipfel in Glasgow werden zwölf Jugendliche aus einem Klimacamp in Australien entführt. Die Kidnapper fordern die Weltgemeinschaft auf, drastische Maßnahmen zum Klimaschutz unverzüglich umzusetzen, sonst stirbt jede Woche einer der Teenager vor laufender Kamera. Schluck!
Das Setting: starker Tobak
Zunächst dachte ich: Wie dramatisch muss man das Thema noch anpacken, damit es ein breites Publikum erreicht? Die Ermordung von jungen Menschen, live verfolgbar für Milliarden von Menschen, als Druckmittel für echten Klimaschutz einzusetzen, erschien mir auch als Fiktion zunächst unfassbar heftig. Da ich aber mehr in diesem Roman erwartete als platte Brutalität, habe ich mir diesen zugelegt. Und frage mich nach dem Lesen, wie weit weg so ein Szenario von der Realität ist. Um es vorwegzunehmen: nicht sehr weit.
Der Roman „CO2 – Welt ohne morgen“ ist im Dezember 2020 erschienen und damit schon wieder über drei Jahre alt. In Zeiten des Klimawandels ist währenddessen viel passiert, und die Klimaschutzbewegung hat einen nahezu ungebremsten Aufschwung erlebt. Auch wenn die Handlung beim ersten Lesen zu drastisch erscheint und sogar rote Linien überschreitet, kann ich mir das allermeiste des Gelesenen gut vorstellen.
Der Autor und der Stil
Autor Tom Roth ist kein Neuling auf dem Gebiet der spannungsgeladenen Thriller, wobei es sich beim Namen um ein Pseudonym handelt. Autor Tibor Rode macht daraus nicht mal auf seiner Webseite ein Geheimnis. Sein Handwerk versteht er bestens: Der Roman liest sich von Anfang bis Ende flüssig und hält den schon zu Beginn aufgebauten Spannungsbogen über die ganze Länge. Dramaturgische Hänger, wie sie in manchen Rezensionen bemängelt werden, sind mir nicht im Gedächtnis geblieben.
Emotionen und Politik
Einen großen Teil tragen dazu die verschiedenen Blickwinkel der Beteiligten bei. So verfolgt man die Story aus der Sicht der Entführten, wobei einer der wichtigsten Charaktere die fünfzehnjährige Hannah aus Deutschland ist. Ihre Mutter nimmt ebenso eine wesentliche Rolle ein: Sie setzt aus verständlichen Gründen alles daran, dass ihre Tochter freikommt und die Entführer ihre brutalen Drohungen nicht in die Tat umsetzen. Parallel macht sich Hannahs Onkel auf die gefährliche Reise rund um den Globus, um Hannah zu befreien. Einige weitere Protagonisten – CIA-Agenten, Kriminelle, Politiker bis hin zur Kanzlerin – finden ebenfalls ihren wichtigen Platz im Plot. Einige Stereotype sind darunter und die Handlungen manchmal etwas überzeichnet und nicht immer nachvollziehbar. Im Kontext der Geschichte passt all das jedoch.
Die Handlung nimmt einige gelungene Wendungen, ein paar nicht allzu überraschend, aber dennoch helfen sie dem Lesenden, dranzubleiben und das Buch nicht zwischendurch gelangweilt zur Seite zu legen. Das Konzept zieht sich bis zum Ende durch und sorgt auch dort noch einmal für eine zufriedenstellende Auflösung.
Nebenbei klärt der Autor über den für Laien undurchsichtigen Handel mit Emissionszertifikaten auf, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Stark an dieser Thematik interessierte Leser könnten hier bemängeln, dass die Erklärungen zu dünn sind. Dabei sollte man nicht vergessen, dass es sich trotz des wichtigen Themas um einen Unterhaltungsroman handelt.
Mein Fazit
Tom Roth ist ein spannungsgeladener Öko-Thriller gelungen, der wahnsinnig gut in unsere buchstäblich brennende Gegenwart passt. Dabei ergeht er sich nicht in ermüdenden technischen Details, sondern wirft ein Schlaglicht auf globale Zusammenhänge, die der Lesende andernorts sicher bei Interesse vertiefen kann. Angenehm ist die emotionale Komponente, die durch die verschiedenen Charaktere und deren Perspektiven vermittelt wird.
„CO2 – Welt ohne morgen“ erhält von mir definitiv eine Leseempfehlung. Wer das Thema Klimawandel ernst nimmt und fesselnde Thriller liebt, wird den Roman verschlingen.
Meine Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN: | 978-3-7857-2706-5 |
Sprache: | Deutsch |
Ausgabe | Taschenbuch |
Seitenzahl | 525 |
Verlag | Lübbe |
Erscheinungsdatum: | 21.12.2020 |
Brandaktuell und erschreckend realistisch