Emily Wildes Enzyklopädie der Feen

Unterschätze niemals die Macht der Feen

Die Cambridge-Professorin Emily Wilde ist die führende Expertin für Feen, eine geniale Gelehrte, die eine große Enzyklopädie über diese magischen Wesen verfasst. Mit Menschen kommt sie allerdings weniger gut zurecht, sie zieht die Gesellschaft ihrer Bücher und ihres Hundes Shadow vor.
Als Emily für ihre Forschungen in das verschneite Dort Hrafnsvik reis, hat sie keinerlei Ambitionen, sich mit den ruppigen Einwohnern anzufreunden. Ebenso wenig möchte sie Zeit mit ihrem akademischen Rivalen Wendell Bambleby verbringen, der mit seinem unerträglichen Charme alle um den Finger wickelt.
Doch während Emily den Geheimnissen des verborgenen Feenvolkes auf den Grund geht, beschleicht sie ein schrecklicher Verdacht: Verfolgt ihr Kollege Bambleby insgeheim noch andere Ziele? Was will er wirklich? Emily versucht auch diesem Rätsel auf die Spur zu kommen – und findet eine Antwort die sie zutiefst erschüttert.

Auszug des Klappentexts

Eine magische, leicht düstere Cozy-Fantasy-Geschichte

Beim Schlendern durch die Buchhandlung lachte er mich an, dieser zauberhafte Fantasy-Roman „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ von Heather Fawcett. Er gehört in die Rubrik „Cozy Fantasy“, einem Untergenre der Fantasy-Literatur und zeichnet sich durch seine entspannte, fast charmante Atmosphäre aus. Die Spielorte in diesem Sub-Genre sind meist räumlich begrenzt, so werden keine sehr komplexen Welten erschaffen, sondern die Handlung findet oftmals im ländlichen oder einem Kleinstadt-Setting statt.
Heather Fawcett, die Verfasserin von Roman „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“, hat sich – bevor sie als erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin durchstartete – in sehr unterschiedlichen Brot-Jobs verdingt. So arbeitete die kanadische Schriftstellerin schon als Archäologin, technische Redakteurin für Luft- und Raumfahrt oder als Backstage-Assistenz bei einem Shakespeare-Festival. Also reichlich Raum und Möglichkeiten, um Ideen für ihre fantastischen Bücher zu sammeln.
„Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ ist ihr erster Fantasy-Roman für Erwachsene, und das hat mich zugreifen lassen.

Wer kennt sie, die Feen?

Die Buchrückseite gibt einen gelungenen Einblick in den Roman. Das Setting liegt hier im verschneiten Dorf Hrafnsvik (Gesundheit! 😊), wo die Protagonistin zu Forschungszwecken ihr vorübergehendes Lager aufgeschlagen hat. Es gilt: Nur keine Zeit verlieren, alles genau dokumentieren und endlich die letzten Kapitel der geplanten Enzyklopädie fertigstellen. Wer braucht schon soziale Kontakte und allzu gesellige Dorfbewohner? Natürlich bleibt das nicht ohne Folgen. Unterschätze nie die Machtgefüge einer intakten Dorfgemeinschaft am Ende der Zivilisation.
Die Heldin Emily ist einfach nur liebenswert, sehr intelligent, talentiert, als Frau in ihrem akademischen Umfeld massiv unterschätzt, ein kleines bisschen nerdig, neugierig und stur. Insgesamt herrlich verschroben und absolut sympathisch. Doch mein eigentlicher Held der Geschichte ist Shadow, einen solchen Gefährten muss man mögen.
Ihr Plan, in Ruhe ihre Forschung voranzutreiben und endlich den ultimativen Beweis für die Existenz der Feen und ihrer Welten vorzulegen, wird durch ihren Rivalen Wendell Bambley nachdrücklich sabotiert. Oder ist letztlich alles doch ganz anderes?

Eins plus eins macht zwei

Diese mitreißende, winterliche Cozy-Fantasy-Geschichte passt perfekt in diese Jahreszeit. Der Einstieg in die Handlung erfolgt gemächlich und sehr zurückhaltend. Dennoch war ich sofort gefangen von den bildhaften Beschreibungen und den liebevoll skizzierten Charakteren. Der angenehme Schreibstil und die wissenschaftliche Anmutung (durch die eingestreuten Fußnoten mit erläuternden Ergänzungen) machen es zu einem Vergnügen, dem Handlungsverlauf zu folgen und bringen den Leser Emily mit jeder Seite näher.
Man merkt, dass die Autorin in der Jugendliteratur zu Hause ist, und so lässt sich das Buch in kürzester Zeit durchlesen. Sobald ich den Buchdeckel schloss, war mir klar, dass das Buch nur den Auftakt darstellte und ein 2. Band folgen wird. Der Roman „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ ist zwar in sich abgeschlossen und endet ohne Cliffhanger, aber bietet reichlich Potenzial für weitere Abenteuer. Eine kurze Recherche bestätigte mein Gefühl: Der 2. Band ist bereits angekündigt.

Im Sauseschritt durchs Finale

Wie ich schon schrieb, beginnt das Buch fast bedächtig und die Autorin gönnte sich ausreichend Zeit, die Figuren vorzustellen, Szenenbilder zu skizzieren und die Grundstimmung zu kreieren. Mit jedem Kapitel wird der Sog erhöht, bis alles letztendlich im Showdown eskaliert.
Und genau hier liegt meine Winzigkeit an Kritik: Am Ende überschlagen sich die Ereignisse, es passiert viel, und das geht zu Lasten der akzentuierten und anfänglich malerischen Erzählweise. Der Schleudergang der Ereignisse hätte sich für mich etwas langsamer drehen können, damit man das Setting und die Charaktere noch etwas mehr genießen kann.
Okay, ich gebe es zu, dass das Jammern auf ganz hohem Niveau ist, dennoch spiegelt es mein Leseempfinden wider, und darum geht es hier.

Mein Fazit

„Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ ist eine zauberhafte Cozy-Fantasy-Geschichte mit liebevoll ausgearbeiteten Figuren in einem winterlichen Setting und Charakteren, die einem mit jeder Seite mehr ans Herz wachsen. Dadurch und aufgrund der leichten Sprachweise ist der Roman auch für die jugendliche Leserschaft geeignet und ein fantasiereicher Wohlfühlroman für Erwachsene.
Wer jedoch einen Roman mit Spicy-Szenen sucht, ist nicht der richtige Adressat für die Feen-Welten von Heather Fawcett.

Ach ja, der 2. Band. Natürlich werde ich auch diesen 2. Band lesen, denn von mir gibt es für den Roman „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ eine eindeutige Leseempfehlung, wenn man der Cozy Fantasy nicht abgeneigt ist.
Jetzt muss ich geduldig sein, denn Band 2 ist erst für Ende Juni 2024 angekündigt, aber das ist ja schon bald. 😉