Die Bienenhüterin

von Sue Monk Kidd

Die Bienenhüterin von Sue Monk Kidd | Buchcover

Ein Roman übers Erwachsenwerden

Lilys Mutter ist vor zehn Jahren umgekommen. Ihr Vater herrscht wie ein grausamer Rachegott über die inzwischen Vierzehnjährige. Eines Tages flieht Lily aus der bedrückenden Atmosphäre ihres Elternhauses, wandert über die staubigen Straßen der Südstaaten, um ein neues Zuhause zu finden. Sie findet bei drei Bienenzüchterinnen Unterschlupf, die sie behüten und in die Geheimnisse weiblichen Wissens einweihen. Lily lernt alles über die Bienenzucht, wer ihre Mutter, die sie so schmerzlich vermisst, wirklich war, und sie verliebt sich. Doch eines Tages steht ihr Vater am Gartentor …

Auszug der Inhaltsangabe

Erzählt vom Mut, neue Wege zu gehen

Der Roman „Die Bienenhüterin“ von Sue Monk Kidd ist schon länger auf dem Buchmarkt. Das Buch erschien bereits 2008 und bildet ein Sittengemälde der 60er-Jahre im südlichen Amerika ab. Leider hat es bis heute nichts an seiner Aktualität verloren.

Schon länger stand das Werk auf meiner persönlichen Leseliste, und dieses Jahr hatte ich es auf einer meiner Reisen in einer kleinen Buchhandlung wiederentdeckt. Die Geschenkbuchausgabe leuchtete mich aus dem Regal an, und sofort war klar, jetzt wird es meins.

Die Vielfalt der Farben

Spielort des Romans „Die Bienenhüterin“ ist ein verschlafenes Örtchen in South Carolina in Zeiten der Rassentrennung. Die Trennung von Schwarz und Weiß wird noch immer strikt vollzogen. Eine freundschaftliche oder gar romantische Verbindung zwischen den Menschen ist nach wie vor fast unmöglich.
In dieser Zeit wächst die mutterlose Lily bei ihrem herrischen und grausamen Vater auf. Ihr Leben ist geprägt von Lieblosigkeit, Verlust und Schmerz. Die einzigen liebevollen Momente erfährt sie durch die Haushälterin Rosaleen. Doch aufgrund ihrer Hautfarbe hat diese nicht die Möglichkeit, mehr für Lily zu tun. Die Vierzehnjährige versteht längst, dass das Ganze überhaupt nicht in Ordnung ist, und dass das Leben mehr zu bieten haben muss – für alle Menschen.

Aufgrund einiger gravierender Geschehnisse befinden sich Lily und Rosaleen letztendlich auf der Flucht, und dieser Weg führt sie auf einen etwas abgelegenen Hof. Dort leben die drei ungleichen Schwestern Augusta, June und May. Dieser Ort scheint fast magisch zu sein, und so wird Lily in die Geheimnisse des Lebens, des Glaubens und der Bienen eingeweiht. Und erfährt am eigenen Leib, wie es ist, wenn die Hautfarbe entscheidet. Diese schockierende Tatsache und das Unverständnis darüber werden im Handlungsverlauf sehr eindringlich aus der Sicht des Teenagers geschildert.
Neben der Thematik zur „richtigen“ Hautfarbe und der Engstirnigkeit der breiten Masse der Gesellschaft geht es in diesem Roman um noch viel mehr: Um Familie im engeren und weiteren Sinne, um die Verwirklichung der eigenen Träume und um die Herausforderungen des Lebens.

Der schmale Grat

Im Roman „Die Bienenhüterin“ wurden zahlreiche Themenschwerpunkte verarbeitet, welche geschickt in den Handlungsverlauf verwoben wurden. Daher ist es nur verständlich, dass all diese unterschiedlichen Schwerpunkte des Plots nicht bis ins letzte Detail beleuchtet werden können.

Doch ist das überhaupt notwendig?

Beleuchten wir die Frage anhand der Thematisierung der Problematik der Hautfarbe. Dieses Thema ist leider immer noch brandaktuell, das zeigen die Nachrichten aus den USA viel zu oft.
Unabhängig davon ist die Welt voller Menschen, und alle sind verschieden: In Größe, Form, Gewicht, Alter, Sprache, Haarfarbe, Hautfarbe, Bildung, emotionaler und sozialer Intelligenz, Vermögenswerten und, und, und … das ist normal. The real life. Und leider ist die Ausgrenzung aufgrund der Unterschiede ebenso noch Realität und nur schwer aus den bornierten Köpfen der Ausgrenzenden zu bekommen.
Selbstverständlich kann eine Autorin diese Hässlichkeit unseres Miteinanders nicht lösen, aber etwas zur Aufklärung beitragen. Den Finger in die Wunde legen. Und das hat sie.
Manche Leser mag es stören, dass diese vielschichtigen Themen nicht bis ins letzte Detail durchgesprochen wurden. Aus meiner Sicht war das nie der Anspruch dieses Buchs. Daher ist es nur konsequent, dass die Verfasserin diese Sachverhalte nicht bis zum Schluss ausskizziert hat, sondern Impulse setzt. Die Themen wurden angeschnitten, und jetzt obliegt es dem Leser, sich hierzu weiterführende Gedanken zu machen.

Mein Fazit zum Buch

Der Roman „Die Bienenhüterin“ kommt für die Gewichtigkeit der Thematik und die komplexe, emotionsgeladene Handlung schon fast ruhig daher. Die Autorin hat es mit ihrem leichten Schreibstil famos verstanden, den heißen Südstaaten-Sommer mit der Ankündigung des gesellschaftlichen Umbruchs einzufangen. Ein brodelndes und gefühlvolles Buch über das Erwachsenwerden in Zeiten des Umbruchs zu erschaffen, und nebenbei eine Hommage an die Liebe, Freundschaft und Familie zu verfassen. Daher verzeihe ich den etwas zu honigsüßen Guss – welcher zwischen manchen Absätzen klebte – sehr gern. Eben typisch US-Amerika, alles etwas zu zuckrig. 😊

Meine Bewertung

5-Sterne-Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN:978-3-442-73887-8
Sprache:Deutsch
AusgabeTaschenbuch / Geschenkbuchausgabe
Seitenzahl480
Verlagbtb Verlag (TB)
Erscheinungsdatum:29.09.2008

Erwachsenwerden in Zeiten des Umbruchs

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