Maschinen wie ich
von Ian McEwan
Mensch vs. Androiden
Charlie ist ein sympathischer Lebenskünstler, Miranda eine clevere Studentin. Sie verlieben sich, gerade als Charlie seinen ›Adam‹ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden. In ihrer Liebesgeschichte gibt es also von Anfang an einen Dritten: Adam. Kann eine Maschine denken, leiden, lieben? Adams Gefühle und seine moralischen Prinzipien bringen Charlie und Miranda in ungeahnte – und verhängnisvolle – Situationen.
Auszug des Klappentexts
Technik trifft auf Gefühlschaos
Wieso dieser Roman?
Wie öfters erwähnt lese ich gerne Bücher, deren Veröffentlichung länger zurückliegt und das Buch erschien bereits 2020. Das Werk „Maschinen wie ich“ befand sich schon länger auf meiner Leseliste, denn das Thema »KI und Mensch« fasziniert mich. Derzeit erfährt die Thematik Künstliche Intelligenz eine massive mediale Aufmerksamkeit inklusive aller Möglichkeiten und potenziellen Gefahren, fernab von der cineastischen Fiktion.
Der Zeitpunkt war gekommen, um den Gedankengängen von Ian McEwan zu dieser Themenstellung voller Vorfreude und Spannung zu folgen.
Der Stil des erfolgreichen Schriftstellers
Aufgrund meiner langjährigen literarischen Leidenschaft war mir der zeitgenössische Autor des Werks »Maschinen wie ich« bekannt. Sein Schreibstil ist erzählerhaft, oft provokant, detailliert, akzentuiert und besticht durch seine komplexen Figuren, und seine Bücher verführen den Leser zum Nachdenken. Wegen der hohen Qualität seiner schriftstellerischen Tätigkeit sind viele seiner Texte Erfolgsromane geworden, und das ist absolut gerechtfertigt.
Trotzdem steht hier diese eine Frage im Raum: Wieso hat mich der Bestseller »Maschinen wie ich« nicht abgeholt?
Der Zwiespalt mit der Geschichte
Wie die Inhaltsangabe ausreichend verrät, kommt der Androide Adam in den Haushalt von Charlie. Dieses Zusammenleben mit dem Maschinenwesen ruft, absolut nachvollziehbar, zügig die ersten Probleme, Hindernisse und vor allem Missverständnisse auf die Tagesordnung. Dieser Handlungsrahmen verspricht einen spannenden Plot in einem treffend gezeichneten Setting.
Hätte. Wäre. Könnte. Der Konjunktiv bringt es auf den Punkt.
Und hier kommt der erwähnte Zwiespalt ins Spiel, obwohl die Idee zum Buch, die einzelnen Charaktere und deren Beweggründe sowie der gesamte Handlungsverlauf als gelungen einzustufen sind. Das zeigt sich u. a. durch die zahlreichen positiven Rezensionen. Meiner Meinung nach ist es dem Autor insgesamt betrachtet leider nicht geglückt, ein begeisterndes Buch zur Thematik zu verfassen. Was hat mich an dem Buch »Maschinen wie ich« gestört?
Der Teufel steckt im Detail
Gleich zu Beginn ist anzumerken, dass er zu oft abschweift. Ian McEwan verliert sich in langatmigen Beschreibungen aktueller Geschehnisse oder Gedankengänge des Hauptprotagonisten Charlie. Selbstverständlich sollte der Schreiber eines ausgewogenen Handlungsverlaufs die Beweggründe des Handelnden überzeugend ausarbeiten, damit der Leser jederzeit die Handlungsweisen nachvollziehen kann. Dieses Buch quillt davon über. In dieser Story gibt es zu viele dieser ausschweifenden, seitenlangen und dabei ermüdend dargelegten Erklärungen. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass der Autor diese auf Anraten des Lektors nachträglich eingearbeitet hat, sodass das Werk eine respektable Länge erhält. Diese Art der Vermittlung der Situationsbeschreibungen hatte bei mir letztendlich zur Folge, dass ich jene Stellen bewusst überlesen und mich auf den wahren Kern der Geschichte konzentriert habe.
Mein nächster Kritikpunkt betrifft die Personen. Jeder der Hauptcharaktere ist handwerklich passend ausgearbeitet worden. Trotzdem ist es dem Autor mit seiner langjährigen Erfahrung nicht gelungen, den Leser einzufangen, um für seine Protagonisten die notwendige Sympathie aufzubringen. Oftmals fühlte ich mich wie ein außenstehender Betrachter und fand keinen tiefergehenden Zugang zur Geschichte und seinen Figuren.
Erwähnen möchte ich, dass es zahlreiche tiefsinnige, fast philosophisch anmutende Absätze über das Miteinander, Moralvorstellung, Selbstwahrnehmung usw. gab. Ebenso Passagen, welche durch Situationskomik geprägt waren. Insgesamt empfand ich beim Lesen dieses Buchs eine starke Prägung durch eine negative Grundstimmung. In Kombination mit dem Plot hatte ich Derartiges nicht erwartet.
Mein Fazit
Zusammenfassend muss ich sagen, dass der Roman »Maschinen wie ich« eine hohe literarische Qualität aufweist, ich trotz alledem nur mäßig unterhalten wurde. Ein unverkennbares Zeichen hierfür ist die Tatsache, dass das Buch tagelang von mir nicht angerührt worden ist, und dass mich dies nicht gestört hat. Die Idee zur KI im Zusammenleben mit den Menschen und der gesamte Plot sind gelungen, ließen die fesselnde Facette aber schmerzlich vermissen.
Meine Bewertung
Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN: | 978-3-257-24560-8 |
Sprache: | Deutsch |
Ausgabe | Taschenbuch |
Seitenzahl | 4o4 |
Verlag | Diogenes |
Erscheinungsdatum: | 25.11.2020 |
Ein Gedankenexperiment mit populärwissenschaftlicher Anmutung