Die Spur der Aale

Ein Fall für Greta Vogelsang Band 1 von Florian Wacker

Die Spur der Aale – Ein Fall für Greta Vogelsang von Florian Wacker | Buchcover

Wie begehrt muss eine Ware sein, dass für sie zu töten lohnt?

Frankfurt im Sommer. Staatsanwältin Greta Vogelsang vom Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte wird an den Main gerufen. Eine Leiche wurde geborgen. Es handelt sich um einen Kollegen vom Zoll. Der hatte ihr vor Kurzem Hinweise auf ein internationales Schmuggelnetzwerk vorgelegt, das mit wertvollen Glasaalen handeln soll.

Vogelsang beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Unnachgiebig. Eigenwillig. Und gegen die Widerstände in der Staatsanwaltschaft, in der sie als Arbeiterkind oft genug skeptisch gesehen wird. Doch als eine zweite Leiche gefunden wird und sie selbst in die Schusslinie gerät, überschlagen sich die Ereignisse. Und Vogelsang holt ein lang verdrängtes Trauma ein …

Auszug des Klappentexts

Einstieg in eine neue Krimireihe – Artenschutz trifft Kriminalfall

Mit „Die Spur der Aale“ wurde eine neue Frankfurter Kriminalreihe von Florian Wacker eröffnet, wieder einmal ein mir bis dato unbekannter Autor. Doch das mag ich, neue Autoren entdecken und in deren Geschichten eintauchen. Für mich als wahrer Krimi-Fan ist es immer schwierig, nicht zu früh den Täter zu enttarnen. Wie gelingt es diesem Autor?

Die Story

Sommer in Frankfurt. Die Staatsanwältin Greta Vogelsang vom Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte wird zu einem Leichenfund an den Main gerufen. Ein Kollege vom Zoll. Sie kannte ihn. Alles deutet auf einen Unfall hin. Wenn nur ihr Bauchgefühl nicht so laut dagegen protestieren würde. Sie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, und das bleibt nicht ohne Folgen.
Der Plot des Romans ist wirklich erfrischend anders. Mir gefällt der neue Blickwinkel: Eine ermittelnde Staatsanwältin aus dem Arbeitermilieu, statt dem üblichen Blick über die Schulter eines Ermittlers der Polizei. Bei der Aufklärung des Falls wird auch das Thema Artenschutzdelikte mit beleuchtet, und dies ist sehr interessant zu lesen.

Optik und Leseprobe

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Die Farbgestaltung ist stimmig und die Auswahl der Bilder zeigt bereits einige Handlungsorte, ohne wirklich zu viel zu verraten.
Vorab hatte ich die Leseprobe gelesen, und da dies mein erstes Buch von Florian Wacker ist, wollte ich wissen, wie sein Still ist. Die Leseprobe hat mich überzeugt, dass ich mit dem Buch einen spannungsgeladenen Krimi aus dem Frankfurter Milieu bekomme.

Hin- und Hergerissen

Doch nun bin ich wirklich zwiegespalten. Der Handlungsverlauf ist wirklich gelungen, trotzdem hat mich der Krimi nicht zu einhundert Prozent überzeugt. Warum nur?

Der Roman „Die Spur der Aale“ stellt den Einstieg in eine neue Reihe dar, es wird sich die Zeit genommen, alle Figuren der Reihe wenigstens kurz vorzustellen. Logischerweise wird hier der Fokus auf die Hauptprotagonisten gelegt. Die Staatsanwältin Greta Vogelsang wird sehr sympathisch gezeichnet, trotzdem hat der Autor es nicht geschafft, ihr ausreichend Kontur zu verleihen. Denn auch nach der Beendigung des Buchs bleibt sie für mich irgendwie blass und wenig greifbar. Dies ist wirklich schade, schließlich muss der Leser mit der Hauptfigur mitfiebern und sich im besten Fall direkt mit ihr identifizieren. Ziel sollte immer sein, dass der Leser unbedingt wissen will, wie die Reise des Casts weitergeht, damit auch der nächste Teil der Reihe ganz sicher auf dem Bücherstapel landet. Und darum geht es ja schließlich. Oder?

Die Thematik rings um den Artenschutz hatte mich bereits im Vorfeld sehr angesprochen, schließlich ist dieses Thema (noch) eher seltener in den Romanen zu finden. Besonders aus dem Blickwinkel der Staatsanwaltschaft. Im Handlungsverlauf wurde u. a. der organisatorische Ablauf beleuchtet – sei es im Bereich der kriminellen Organisationen sowie aus der Sicht der Staatsanwaltschaft. Deshalb hatte mich der Klappentext so neugierig gemacht, und in Summe wurde das alles sehr interessant umgesetzt. Für mich persönlich hätte es gerne noch etwas ausführlicher sein können, doch dieses „Fehlen des Mehrs“ führt für mich absolut nicht zum Punktabzug, das wäre unfair.

Die kleinen Details der Geschichte

Positiv hervorheben möchte ich – ohne zu viel zu spoilern – die Königin und ihr Gefolge. Das Spiel mit den Bildern ist dem Autor wirklich gelungen. Im Gegenzug ist mir die Hintergrundgeschichte von Greta viel zu zurückhaltend und zu grob umrissen. Natürlich, es soll spannend bleiben, weil noch weitere Fälle folgen werden, aber die Umsetzung ist für mich trotzdem zu lieblos.
Ebenso muss ich die wenigen emotionalen Aspekte des Plots ansprechen. Durch die Entwicklung der Königin sollen sie Eingang in die Geschichte erhalten. Irgendwie hat es jedoch nicht gezündet, wie vom Autor erdacht.
Man erfährt, dass Greta mit Mika zusammenlebt, aber diesen kann ich gar nicht greifen. Für mich ist er der unfreiwillige wandelnde Geist der Geschichte, und das alles ist in Summe wirklich sehr schade.

Der Bogen braucht Spannung

Der Roman „Die Spur der Aale“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was grundsätzlich immer viel Spannung verspricht. Daneben bietet er viele Geschehnisse bzw. Wendungen, z. B. werden gefährliche Einsätze gefahren. Trotz aller literarischer Kniffe fehlt es durchweg am Pfiff. Ich kann es wirklich nur schwer erklären, aber der Spannungsbogen bleibt eher schwach gespannt. Und das irritiert mich, denn eigentlich liegt hier ein gutdurchdachter Plot vor, und somit reichlich Potenzial. Trotzdem ist der Krimi leider kein Pageturner geworden. Ein unschlagbares Zeichen dafür ist, dass ich das Buch gut ein paar Tage liegenlassen konnte. Dazu kommt, dass für mich leider ziemlich schnell klar, wie sich die Geschichte am Ende auflösen wird.

Ich vermute, dass mein Zwiespalt im Schreibstil des Autors begründet ist. Das Buch liest sich gut, aber eben auch etwas holprig. Immer wieder dachte ich: Was stimmt hier nicht? Es ist die kühle Art, mit der die Geschehnisse vermittelt werden. Mir fehlt es hier an Finesse. Natürlich wird dies für manche Leser vielleicht nicht so nachvollziehbar sein, da jeder anders empfindet und die Ansprüche variieren.
Doch für mich bleibt die Tatsache, dass ich nicht unbedingt wissen muss, wie sich der angedeutete neue Fall am Ende des Buchs im nächsten Teil der Reihe weiterentwickeln wird. Schade!

Mein Fazit:

Insgesamt ist der Krimi „Die Spur der Aale“ wirklich lesenswert. Es ist eine solide Arbeit mit viel Recherche, es gibt nachdenkliche und eigentlich emotionsgeladene Szenen, und man bekommt als Leser einen guten Einblick in die Arbeit der jeweiligen Organisationen.
Definitiv keine verschwendete Lesezeit, und vielleicht wird der nächste Fall von Greta Vogelsang der von mir erhoffte Pageturner.

Meine Bewertung

Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN:978-3-462-00345-1
Sprache:Deutsch
AusgabeTaschenbuch
Seitenzahl240
VerlagKiepenheuer & Witsch
Erscheinungsdatum:06.07.2023

Eine Staatsanwältin ermittelt: Artenschutz trifft auf Krimi

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