Die schlafenden Geister des Lake Superior

Gestatten: Kimberley Reynolds, FBI. Zuständig für Magie.

Kimberley Reynolds ist Spezialagentin des FBI, zuständig für seltsame, übernatürliche und schlichtweg okkulte Dinge. Der rätselhafte Hilferuf ihres Exkollegens Henderson bringt sie nach Elois, Wisconsin. Die Situation dort ist dramatisch: Ein Eistornado hat Gemeindeverwaltung und Polizeirevier in einen Trümmerhaufen verwandelt. Henderson ist spurlos verschwunden. Offenbar wurde er gewaltsam entführt – von etwas, das vielleicht kein Mensch war. Und das ist nur der Anfang.

Auszug des Klappentexts

Gestatten: Police Constable Peter Grant. Sperling. Zuständig für Magie.

Ein paar Worte vorweg

In diesem Beitrag werde ich nicht nur das neueste Buch „Die schlafenden Geister des Lake Superior“ von Ben Aaronovitch, die Kurzgeschichte von Kimberley Reynolds, besprechen, sondern ich werde meine Meinung zur gesamten Reihe kundtun.

Seit vielen Jahren bin ich ein begeisterter Leser der Bücher des Meisters der Urban Fantasy, Ben Aaronovitch. Mit seiner Reihe „Die Flüsse von London“ hat er ein fantastisches Fantasy-Universum geschaffen.
Und für alle, an denen diese Bücher tatsächlich vorbeigegangen sein sollten, nur so viel: Peter Grant ist der Harry Potter für Erwachsene.
In den Geschichten der Reihe gibt es mehr Spannung, mehr Morde, mehr Witz, mehr Verrücktheit und noch mehr Magie und Fantasy. Einfach mehr von allem.

Der Hauptprotagonist ist Peter Grant, Polizist und Zauberschüler, welcher für das Folly – der Abteilung für abstrusen Scheiß – der Londoner Polizei arbeitet und so auf unkonventionelle Art und Weise mit der Unterstützung verschiedener Wesen diverse sehr heikle Mordfälle aufzuklären versucht. Und damit ist eigentlich bereits alles gesagt.

Der Autor der Reihe ist ein wahrer Wortzauberer, versteht es, den Spannungsbogen bis auf den letzten Millimeter auszureizen. Hier wird spielerisch leicht die Fantasy mit Realität verwoben, und die Magie seiner Geschichte bezieht sich nicht nur auf das Offensichtliche. Nein, sie ist in jedem Dialog, in jedem Szenenbild und in jeder von ihm geschaffenen Figur verbaut.

Wie man unschwer erkennt: Ich liebe die Bücher des begnadeten Vielschreibers, und ich hoffe, es werden noch viele Romane aus seiner Feder folgen.

Das Peter-Grant-Universum

Die Reihe besteht aus den folgenden Büchern:

• 2011 Die Flüsse von London
• 2012 Schwarzer Mond über Soho
• 2013 Ein Wispern unter Baker Street
• 2014 Der böse Ort
• 2015 Fingerhut Sommer
• 2016 Geister auf der Metropolitan Line | Novelle
• 2017 Der Galgen von Tyburn
• 2019 Die Glocke von Whitechapel
• 2019 Der Oktobermann: Die Tobi-Winter-Story | Novelle
• 2021 Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly | Novelle
• 2021 Die Füchse von Hampstead Heath: Eine Abigail-Kamara-Story | Novelle
• 2021 Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
• 2023 Die Silberkammer in der Chancery Lane
• 2023 Die schlafenden Geister des Lake Superior: Eine Kimberley-Reynolds-Story | Novelle

Er streut immer mal wieder kürzere Geschichten der Sidekicks – bisher waren es Abiglail, Tobi und jetzt Kimberley – ein. Diese Kurzgeschichten/Novellen erweitern das Gesamtbild des Reihen-Universums. Es gefällt mir, dass auch die Nebencharaktere durch die Kurzgeschichten ihren Raum zur Entfaltung erhalten, dass man eintauchen kann in deren Leben und Arbeit. Es macht diese Charaktere dadurch greifbarer und rundet die Geschichten des Peter-Grant-Universums ab.

Natürlich ist nicht jedes Buch der Reihe gleich stark, aber in der Summe begeistern und unterhalten sie mich alle vorzüglich.

Die Kimberley-Reynolds-Story

Wie bereits angesprochen, gibt der Autor auch den liebgewonnenen Nebendarstellern Platz zur magischen Entfaltung. In unregelmäßigen Abständen gibt es nun seit einigen Jahren diese Kurzgeschichten. Sein aktuelles Buch „Die schlafenden Geister des Lake Superior“ bietet der Agentin Reynolds vom FBI die Chance, einen mehr als mysteriösen Fall zu klären.

Dieses Buch fügt sich hervorragend in den von Ben Aaronovitch entwickelten Kosmos ein. Dennoch ist es anders. Das liegt natürlich an dem neugeschaffenen Setting sowie am Fehlen der bekannten Protagonisten (diese werden nur kurz erwähnt bzw. via Telefon aktiv), und trotzdem ist der rote Faden vorhanden, denn der Grundton der Reihe bleibt auch hier erhalten.

Der Spannungsbogen der Geschichte ist hoch, es gibt reichlich überraschende Wendungen und rätselhafte Momente. Daneben fließen interessante Aspekte des heutigen Amerikas und auch der Geschichte des Landes sowie herrliche Wortgefechte u. a. zur political correctness in die Story ein.

Der Schreibstil von Ben Aaronovitch ist unverändert, flüssig und einfach typisch für den Autor, auch wenn aufgrund der Kürze des Buchs mir etwas von der wortspielerischen Finesse gefehlt hat. Was aber nicht weiter schlimm war, denn das Buch hat mich hervorragend unterhalten. Auch wenn ich Peter und seine Londoner Truppe sehr mag, hoffe ich, dass wir in Zukunft mal wieder ein paar Seiten lang ins Leben von Kimberley (und hoffentlich auch von Bill) eintauchen werden.

Mein Fazit zur Reihe

Ich will mehr davon! Damit ist alles gesagt. Oder?