Greenwash, Inc.

von Karl Wolfgang Flender

Greenwash, Inc. von Karl Wolfgang Flender | Buchcover

Sie haben ein Unternehmen mit problematischem Portfolio? Genmais? Produktion in asiatischen Sweatshops? Kein Problem: Mars & Jung kümmert sich darum. Die Agentur bietet eine ganzheitliche Betreuung, von viralen Imagekampagnen über die Beschaffung von Fairtrade-Zertifikaten bis zum Krisenmanagement vor Ort. Falls es irgendwo mal brennt. In einer Textilfabrik zum Beispiel. In der es keine Fluchtwege gibt. Thomas Hessel ist in dieser Greenwash-Welt zu Hause. Und er verfügt über die perfekten Eigenschaften, um hier Karriere zu machen: Kreativität, Empathie, Aufopferungsbereitschaft – und Skrupellosigkeit. Für PR-Storys reist er nach Brasilien, Indien oder Ghana und geht für den Erfolg seiner Projekte über Leichen. Er liefert dabei, was von ihm verlangt wird: die Lügen, die wir alle hören wollen. Bis er selbst zum Opfer der eigenen Ambitionen wird. Karl Wolfgang Flenders Debüt erzählt mit schmerzhafter Präzision die Geschichte einer steilen Karriere – und eines rasanten charakterlichen Zerfalls.

Auszug des Klappentexts

Leider ist die Umsetzung weder Satire noch Thriller genug und der Schreibstil gewöhnungsbedürftig.

Obwohl das Buch bereits über 6 Jahre alt ist, hat das darin behandelte Thema an Aktualität nicht verloren – im Gegenteil. Nachhaltigkeit ist in aller Munde und wird mehr denn je vom Verbraucher nachgefragt und nachvollziehbar eingefordert. Was liegt da näher, als aus dem Greenwashing von Firmenimages ein einträgliches Geschäftsmodell zu kreieren?

An drei heute gut bekannten Problemfeldern – Vernichtung des Regenwalds, Textilindustrie, Bodenschätze aus Afrika – verdeutlicht der Autor den Zwiespalt, vor dem unsere Wohlstandgesellschaft steht. Der erzählende Hauptcharakter verbindet die Vorgänge über seine persönliche Verstrickung in die Machenschaften der Medienschaffenden.

Allein rund um diese drei Szenarien hätte sich ein spannender wie auch satirisch überhöhter Plot entspinnen können. Selbst der in weiten Teilen unsympathische Protagonist gäbe Freiraum für ein tieferes Verständnis der Beweggründe dieser dubiosen und skrupellosen PR-Maschinerie. Leider bleibt die Umsetzung hinter diesen Erwartungen zurück.

Da ist zu viel wiederholtes Gewese um Markennamen und übersteigerte Personality. Die stereotypen Charaktere streben fast ausnahmslos ohne Rücksicht auf Verluste nach persönlichem Benefit und Ansehen und werden dem Leser kaum sympathisch. Es findet auch keine Entwicklung bei ihnen statt, da ist kein Einsehen oder Umdenken, um der Handlung eine Wendung zu verleihen. Und so dümpelt sie mit den Figuren in eine persönliche Quasi-Katastrophe, nach der es doch irgendwie weitergeht wie vorher. Vielleicht soll das auch die Message des Romans sein.

Anfangs fand ich den Schreibstil erfrischend anders, erzählt im Präsens aus der Ich-Perspektive. Gegen Ende ermüdete die andauernde Introspektive jedoch, und auch die Satzbauten gerieten bisweilen recht simpel. Auf einer Seite fand ich drei Sätze in Folge, die mit „Ich“ begannen.

Fazit: Das Buch ist nicht so „böse“, wie manche Rezensenten oder der Klappentext ankündigten, und hätte thematisch Potenzial für einen Pageturner gehabt, sowohl was die Spannung als auch die Satire angeht. Den Schreibstil kann man mögen, mir geriet er auf Dauer zu spröde.

Meine Bewertung:

Hinweis: Keine bezahlte Werbung
ISBN:978-3-8321-9764-3
Sprache:Deutsch
AusgabeGebundenes Buch
Seitenzahl392
VerlagDUMONT Buchverlag
Erscheinungsdatum:18.09.2015

Thematik und Grundidee hätten Potenzial für mehr.

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